TRÜMMER MEINER FESTPLATTE VOL. 3

06. November 2008

Wir werden Ihn wohl nie vergessen: unser aller Bundeswolfgang. Er hat die Restbraunen so fest umarmt, dass diese heute die zweitstärkste Kraft im Lande wären – würden sie miteinander können. Anschließend hat Wolfgang dazu jahrelang geschwiegen. Dies nahm euer unbescheidener Bogumil Balkansky zum Anlass Wolfis Schweigen zu interviewen.

 

Viel Spaß beim Lesen.

Aus der Reihe:

Undurchführbare Interviews

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Heute:

Das Interview mit dem Schweigen von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (SWS)

Autor

BOGUMIL BALKANSKY

 

 

Seit geraumer Zeit bezeichnet man Bundeskanzler Wolfgang Schüssel als den „Schweigekanzler“. Ein Versuch, ihn dazu zu befragen ist leider gescheitert. An seinem Schweigen. Deshalb ist mir ein Interview mit dem Schweigen von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel sinnvoller erschienen. Hier ist es.

 

BB:                              Sie sind das Schweigen von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel?

SWS:                           Mhm.

BB:                              Wann und wo sind Sie dem Bundeskanzler zum ersten Mal begegnet?

SWS:                           Das war gleich nach der Frühstücksaffäre, im Wald.

BB:                              Mit Frühstücksaffäre meinen Sie das Hintergrundgespräch, bei dem Wolfgang Schüssel, damals noch Außenminister, einige ausländische Politiker rassistisch beschimpft hat?

SWS:                           Dazu sage ich nichts, denn das war noch vor meiner Zeit. Und außerdem war das alles nur ein Missverständnis. Schuld sind nur die Medien!

BB:                              Aha...

SWS:                           Mhm!

BB:                              Warum waren Sie damals im Wald?

SWS:                           Ich habe dort gearbeitet.

BB:                              Sie sind Förster gewesen?

SWS:                           Sind Sie dumm oder was? Ich bin ein Schweigen! Das ist mein Job! Verstehen Sie nicht? Ich war das Schweigen im Walde! Mein Gott...!

BB:                              Und der Kanzler?

SWS:                           Der war ´grad bei einem kontemplativen Spaziergang, nach den Flagellationen* im Kloster.

BB:                              Sie meinen wohl Exerzitien**?

SWS:                           Dazu sage ich nichts!

BB:                              Hm.

SWS:                           Jedenfalls waren seine Lippen ganz fest aneinandergepresst – und da hat er mich zum ersten Mal bemerkt!

BB:                              Und? Hat der Bundeskanzler etwas gesagt?

SWS:                           Damals schon...

BB:                              Und zwar?

SWS:                           Der Bundeskanzler hat mich gefragt, ob ich im Bundeskanzleramt weiterarbeiten will.

BB:                              Als sein Schweigen?

SWS:                           Nein. Als politische Kategorie.

BB:                              Aha. Und Sie haben sofort zugestimmt?

SWS:               Na ja, so schwer war die Entscheidung für einen Jobwechsel gar nicht.

BB:                              Warum?

SWS:                           Nun, all die Jahre im Wald waren schon ein bisserl einsam. Ich hatte ja nur Bäume und Waldviecher als Publikum und da war es schon eine Verlockung, mal in die Stadt zu gehen und dann später in fremde Länder. Aber der Kanzler und ich kehren ja regelmäßig in den Wald zurück, da wo alles für mich begann.

BB:                              Immer nach den Flagellationen*?

SWS:                           Stellen Sie mir eine andere Frage, ja?

BB:                              Was haben Sie in nächster Zeit so alles vor?

SWS:                           Na ja, zunächst werde ich zu den Neuwahlen schweigen, dann zu allem was dieser Porscheprolet in Kärnten so absondert und dann, wer weiß, beim Vorsitz der EU.

BB:                              Spielen Sie mit dem Gedanken Ihre Memoiren zu verfassen?

SWS:                           Noch nicht, es gibt noch so vieles worüber ich schweigen kann, da lohnt es sich noch zuzuwarten.

BB:                              Ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

 

(*Flagellation: rituelle Selbstauspeitschung. Ein Renner beim Opus Dei.)

(**Exerzitien: harmlose Variante, es wird nur über Gott, Bibel und dergleichen gelabert. Wolfgang hat diese religiösen Übungen, wie er selbst sagt, ein-zwei Mal im Jahr genossen.)

Kommentare

 

Hut ab, Sreten, wie du dem Schweigen ein paar Geständnisse entlocken konntest.

 

... ich liebe deine Blogs!

 

bei BB, bricht sogar das schweigen.

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