Väter, die Helden, und Mütter, die halt die Care-Arbeit erledigen.

20. Oktober 2023

Ein Hero(j)! Ein Held! Das war mein Vater für mich, als ich ein kleines Mädchen war. Ein großer, starker Mann, der mich im Sommerurlaub meterweit ins Wasser schleudern konnte. Mich auf Schultern durch den Prater trug. Oder mit mir auf dem Rücken und bunten Glitzer-Zöpfchen als Pony durchs Wohnzimmer spazierte.

von Ivana Cucujkić-Panić

 

Balkandads

Die dicksten (Extra)Wurstscheiben packte er uns ins Jausenbrot. Die tollsten (Schlechtes-Gewissen-)Geschenke brachte er mit, wenn er wieder einmal tagelang irgendwo arbeiten gehen musste. An den urleiwanden gelben Plastik-LKW mit Kippfunktion kann ich mich heute noch erinnern. Mein Vater war der beste Spielkamerad, ein ehemaliger Sportler und Hobbyexperte. Alle Balkandads wissen alles über Sport und jede erdenkliche Sportart. Und noch so ein Phänomen: Sie können alles reparieren. Lampen, Autos, Waschmaschinen, Baby Born, wenn die nicht mehr weinen wollte.

 

Ein richtiger Held eben

Das war mein Vater für uns. Duden definiert den Helden als männliche Person, die sich mit Unerschrockenheit und Mut einer schweren Aufgabe stellt, eine ungewöhnliche Tat vollbringt, die ihr Bewunderung einträgt; eine Person, die auf ihrem Gebiet Hervorragendes, gesellschaftlich Bedeutendes leistet. Vielleicht hab ich bloß eine Auflage aus 1678 erwischt. In vielen Köpfen ist auch ein Update fällig. Ein Held das war mein Vater, keine Frage. Er hat sich immerhin von mir und meiner Schwester Glitzer auf die Augenlider schmieren lassen.

Aber: Unerschrocken, sich schweren Aufgaben stellen, ungewöhnliche Taten vollbringen und auf ihrem Gebiet Hervorragendes, gesellschaftlich Bedeutsames leisten – statt Helden könnte man doch einfach sagen: Mütter.

 

Mutti machts dann

Denn wenns um den Real Life Struggle, um den ganzen Wahnsinn der Care-Arbeit geht, dann waren das Generationen an Müttern, die unerschrocken und mutig all die gesellschaftlich bedeutenden Dinge vollbringen mussten. Einfach die unsexy Drecksarbeit gemacht haben, für die es keinen feuchten Händedruck gibt. Vielleicht Blumen am 8. März. Bewunderung bekamen sie erst recht keine.

HELDEN werden bewundert. Für ihre Unerschrockenheit, mit lila Lidschatten Teekränzchen zu spielen. Oder mit Baby in der Trage alleine einkaufen zu gehen. Vätern wird für solche Taten ordentlich auf die Schulter geklopft. Wow, was für ein toller Papa. Der bringt sich ja richtig ein. Hilft ja richtig mit!“ Und wenn er auch noch die aktuelle Bodygröße kennt, steigt er zum feuchten Traum anderer Frauen auf. Der Cola-Light Mann unter den neuen“ Vätern.

 

Ich will keine Helden, ich will lieber einen Mann

Wenn ich an meinen Held-Papa denke und dann rüber zur anderen Seite des Schlafzimmerbettes schiele, sehe ich: Ja, das hat sich definitiv einiges getan zwischen den Generationen. Mein Papa ist für mich der Beste, keine Frage. Für meine Kinder möchte ich dennoch mehr als einen Helden. Ich brauche ganz dringend mehr als Heldentum! Ich brauche den anderen Elternteil, der seinen Part übernimmt. Denn Pony kann ich auch. Scheiß auf Waschmaschine-Reparieren. Dafür haben wir dann Opa, den Hero(j)!  ●

Bereich: 

Das könnte dich auch interessieren

Foto: Zoe Opratko
Zum Abschied gibt es kein Trompeten­...
.
Ein Hero(j)! Ein Held! Das war mein...
Foto: Zoe Opratko
  Foto: Zoe Opratko Back to School und...

Anmelden & Mitreden

12 + 6 =
Bitte löse die Rechnung