„Wir sind die österreichische Urbevölkerung.“

08. April 2022

Heute, am 8. April, den internationalen Tag der Rom:nja und Sinti:zze, berichten viele Medien über die Community in Österreich. Doch wie sieht die Lage die restlichen 364 Tage aus? Samuel Mago und Laura Darvas von „Hör-Hochschüler:innenschaft österreichischer Roma und Romnja“ über die täglichen Probleme, mit denen die Rom:nja in Wien fertig werden müssen.

Interview: Maria Lovric

 

BIBER: Auf Welche Errungenschaften der Rom:nja und Sinti:zze seid ihr besonders stolz?

Samuel Mago: Wenn wir als HÖR-Verein sprechen, fallen immer wieder Namen wie Ilija Jovanović, Ceija Stojka oder Rudi Sarközi und noch viele weitere, die sich für die Anerkennung der Rom:nja als Volksgruppe einsetzten. Für die Anerkennung der Genozide, die Gleichberechtigung in der Bildung und politische Anerkennung. Wir sind stolz auf alle Aktivist:innen. Kulturell haben Rom:nja in Europa viele Musikstile und Filmindustrien geprägt. Flamenco, Turbovolk und vieles mehr würde es ohne den Einfluss der Roma-Kultur niemals geben.

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Samuel Mago. Foto: hoer-info

Mit welchen Problemen werden studierende Rom:nja und Sinti:zze konfrontiert?

Laura Darvas: Sehr viele werden auf den Unis strukturell benachteiligt. Das liegt daran, dass sie schwerer einen Anschluss finden, da sie oft eher aus ärmlichen Verhältnissen kommen und weniger aus Akademiker-Familien. Studieren ist leider ein Privileg und teuer. Wenn man dann nebenbei auch noch arbeiten muss, ist das umso schwerer.

Samuel Mago: Es gibt einige Studierende, die ihre Herkunft nicht preisgeben, weil sie wahnsinnige Angst vor Diskriminierung und Antiziganismus haben.

Wie setzt sich die HÖR gegen Diskriminierung der Rom:nja und Sinti:zze ein?

Laura Darvas: Wir versuchen Öffentlichkeitsarbeit zu leisten und Sensibilisierung zu schaffen. Und ich glaube, obwohl wir relativ klein sind, bewirken wir viel. Seit es uns gibt, wird der Antiziganismus immer wieder mehr in Jugendvereinen thematisiert. 

Samuel Mago: Unser Anspruch ist es, eine Interessenvertretung für Hochschüler:innen zu sein, in der junge Leute unsere Unterstützung bekommen. Uns ist es wichtig zu zeigen, dass wir zu Österreich gehören. Sonst könnte sich die österreichische Politik leicht rechtfertigen und sagen: „Ja, das sind ja eh nicht wir“. Wir sind aber eine österreichische Urbevölkerung.
Wir leben seit 600 Jahren hier.

Welchen Ratschlag könnt ihr momentan studierenden Rom:nja und Sinti:zze mitgeben?

Samuel Mago: Kommt zu unserem Members-Day, der jeden ersten Samstag im Monat stattfindet.  Wir sind mehr, als sich unsere Vorfahren je gewagt hätten zu erträumen. Jedes Studium, dass wir abschließen, jede Lehre, die wir anfangen und jede Matura, die wir schaffen ist ein Riesenerfolg.

Hier findest du mehr Informationen über den HÖR-Verein.

Welche Anliegen das Romano Centro für Roma und Romnja verfolgt, erfährst du hier.

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