Wenn ich abends nach Hause komme, ist das Erste, was ich tue, den BH ausziehen. Mein Freund findet das gut. Das Zweite ist Jeans ausziehen. Mein Freund ist einverstanden. Bei meinem dritten Routinepunkt kriegt er allerdings einen traurigen Blick. Es ist der Moment der roten Hose. Ich ziehe sie an, binde sie oben zu und das war’s dann. Rote Hose, tote Hose.

Meine rote Hose ist wundervoll. Sie ist weich und warm, sie reicht mir vom Bauchnabel bis zu den Zehenspitzen und mein Po würde fünfmal hineinpassen. Aber das weiß keiner, denn wenn ich sie trage, ahnt niemand, dass ich überhaupt einen Po besitze. Gott sei Dank gibt es oben den Gummizug. Er ist perfekt auf meine abendlichen Schokobedürfnisse hin ausgeleiert. Unverkennbar, die rote Hose ist der Hit. Wen kümmert es da schon, dass sie 10 Jahre alt ist, überall schlabbert und von diesen kleinen Wollfusseln übersät ist? Dahoam is´ schließlich dahoam.

Kombinieren kann man sie eigentlich zu allem. Ich trage meistens einen rosa Wollpullover dazu, ein kleines Halstuch und zwei Paar Wollsocken. Ungeschminkt steht sie mir am besten. Mein Haarstyling würde ich „Wuschellook“ nennen.

Doch – und hier kommt der Twist – ich habe jetzt eine Neue. Mein Freund hat sie mir zum Geburtstag geschenkt. Die pinke Hose ist toll. Sie ist geschmeidig außen, kuschelig innen, sie hat eine schicke, weiße Kordel am Bund und sie ist anliegend. Eng anliegend besser gesagt. Wenn ich sie trage, kann mein Freund sicher sein, dass ich sowohl Po als auch Beine besitze. Das ist toll.

Natürlich habe ich mich nicht von der roten Hose getrennt. Das würde ich niemals. Sie liegt im Schrank, genießt ihre Pension. Nur ab und zu, wenn die tolle Pinke in der Waschtrommel durchgeschleudert wird, frönen wir unserer alten Zweisamkeit. Dann schlüpfe ich wieder hinein, winke meinem Freund zu und spüre: Rote Liebe rostet nicht.

Eine Hommage an meinen besten Kuschelkompagnon.

Foto&Text: Delna Antia