Absurde Grenzen: Hin und Her von Ödön von Horváth

20. Juli 2017

„Wissen's denn nicht, dass wir da aufhören und dass dort drüben ein anderer Staat beginnt?“

Ferdinand Havlicek, der Protagonist des Theaterstücks „Hin und Her“, geht mit seiner Firma in Konkurs. Der Migrant wird abgeschoben, weil er für den Staat nun wertlos geworden ist. In sein Herkunftsland, das er als kleines Kind verlassen hat, darf er nicht einreisen, da seine Staatsbürgerschaft abgelaufen ist. Der Staatenlose ist im rechtsfreien Raum verloren, läuft zwischen den Grenzübergängen hin und her und ist der Willkür der Grenzorgane ausgeliefert.

Die Protagonisten versuchen an die Menschlichkeit zu appellieren und darauf aufmerksam zu machen, dass Havlicek ein Mensch und kein Amtsvorgang ist. Vergeblich – immer mehr wird er in politische Machenschaften, Schmuggelei und Liebesgeschichten verwickelt. Das Publikum wird mit Fragen konfrontiert wie: Was passiert, wenn ich nicht nur meine Existenzgrundlage verliere, sondern auch das Land verlassen muss, in dem ich den Großteil meines Lebens verbracht habe?

Premiere am „Schauplatz europäischer Zuwanderungspolitik“
Ödön von Horváth schrieb 1933 diese groteske Posse über eine Grenzpolitik, die sich selbst ad absurdum führt. Christina Gegenbauer und Stefanie Fröhliche inszenieren sein Stück direkt an der österreichisch-slowakischen Grenze. Dort liegen die Gemeinden Angern an der March und Záhorská Ves, verbunden durch eine Fähre, die als „Behelfsbrücke“ eingerichtet wurde. Diese Grenze, ein Schauplatz europäischer Zuwanderungspolitik, ist als Spielort für „Hin und Her“ prädestiniert. Es spielen Gabriela Garcia Vargas, Julia Plach, Helge Salnikau und Morteza Tavakoli. Gespielt wird auf Deutsch mit slowakischen Untertiteln.

Als Ödön von Horváth 1933/34 das Stück Hin und Her schrieb, war Europa gerade im Begriff sich in einen Ort zu verwandeln, an dem Millionen Menschen ein gemeinsames Ziel hatten: Über Landesgrenzen zu gelangen um der Verfolgung und Ermordung durch die Nationalsozialisten zu entkommen. Das Theaterstück beruht auf einem persönlichen Erlebnis des Autors:

Hin und Her ist ein grenzübergreifendes Theaterprojekt im Rahmen des Viertelfestival NÖ - Weinviertel 2017 in Kooperation mit Acting Center Tavakoli. 

Was? Theaterstück Hin und Her von Ödön von Horváth
Wann? Premiere 3. August 2017, weitere Vorstellungen: 4., 10. und 11. August 2017
Jeweils
18:30 Uhr Einführung ins Projekt
20:15 Uhr Aufführung des Theaterstücks Hin und Her
Um 18:30 Uhr gibt es vor jeder Vorstellung eine Einführung in das Projekt bei der Zollstation in Angern an der March. Die Grenze wird durch die Fahrt mit der Fähre passiert. Bitte vergessen Sie nicht Ihren gültigen Reisepass. Die Aufführung des Theaterstücks Hin und Her findet anschließend um 20:15 Uhr im Kulturhaus in Záhorská Ves statt.
Wo?
Einführung in das Projekt
Zollstation – Zollamtsstraße, 2261 Angern
Aufführung des Theaterstücks Hin und Her von Ödön von Horváth:
Kulturhaus / Kultúrny dom, Hauptstraße 40 / Hlavná, 40900 65 Záhorská Ves
Kartenverkauf: Reservierungen unter: office@hinundher.at oder 0664 5287210
Alle Infos unter hinundher.at/

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