Der Wiener Ringturm ist „Sorgenfrei“

27. Juni 2016

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ringturmverhüllung, wiener städtische
Der Wiener Ringturm wurde heuer vom tschechischen Künstler Ivan Exner verhüllt. (Foto: Robert Newald)

Es ist ja schon Tradition: Bereits zum neunten Mal wurde der Wiener Ringturm, genauer die Außenfassade des Wiener Städtischen Bürogebäudes auf der Ringstraße, in Kunst gehüllt. Heuer war Ivan Exner mit seinem überdimensionalen Werk "Sorgenfrei" für die Ringturmverhüllung zuständig. Der tschechische Maler über Sorgen, Sorglosigkeit und seinen Beitrag zur Ringturmverhüllung. 

Wann fühlst du dich sorglos?

Sorglosigkeit ist ein Zustand, der mit einem Gefühl der Sicherheit verbunden ist. Vor allem die Kindheit, soweit sie harmonisch ist, ist die Zeit im Leben, in der sich der Mensch sorgenfrei fühlt – dank der Eltern, der Familie und des direkten Umfelds.

Hast du einen gewissen Ort, wo du dich sorgenlos fühlst?

Zu Hause, im Kreise der Familie und umgeben von Freundinnen und Freunden können wir Menschen sämtliche Sorgen und Probleme vergessen.

Welche sind die größten Sorgen der heutigen Zeit?

Die Krise des Denkens, und – falls ich über Europa spreche –  die Krise des Systems. Der Verlust der traditionellen Werte – das Schwinden des zentralen Mythos, der Zerfall der Familie, die Vernichtung der Kulturwerte und des Kulturerbes, die Sackgasse der Kunst, die sich von der Gesellschaft abgekoppelt hat, der markante Rückgang des Bildungsniveaus, der Kult des Reichtums, des Konsums und des Geldes, und das alles umrahmt von dem Chaos und dem Zerfall der Nationalstaaten (in Europa) in zwei Teile. Die eine Hälfte der Bürger sieht die Dinge in der Gesellschaft anders als die zweite Hälfte.

Was bringt dein Werk zum Ausdruck?

Die Sorglosigkeit, die ihre Chance hat, in Bildung, Lehre, Verantwortung, Ausdauer, Erfolg und Frieden zu wachsen.

Wie lange hast du an deinem Werk gearbeitet?

Die Idee entwickelte sich 2012, änderte sich aber sukzessive. Die endgültige Version des Bildes entstand Anfang 2016.

 

Das Werk „Sorgenfrei“
„Sorgenfrei“ zeigt einen Jungen, der auf einer Anhöhe steht und Drachen steigen lässt. Der erhobene Kopf und der gespannte, gerade Rücken des Kindes signalisieren Lebhaftigkeit und Spielbegeisterung. Der Junge steht für Unbeschwertheit und Sorglosigkeit. Ein weiteres wesentliches Bildelement ist der weite Meereshorizont, der sich vor dem Kind öffnet. Anstatt des Büroturms sieht der Betrachter nun das offene Meer inmitten des dicht bebauten Wiener Stadtraums. Dazwischen entfaltet sich der Horizont und signalisiert endlose Weite. Die bunten Drachen befinden sich in unterschiedlichen Sphären: die einen fliegen hoch am Himmel, ein anderer segelt Richtung Horizont, während sich der vierte Papiervogel im Steilflug nach oben beweist. 

„Kompositorisch bestimmen die Vertikale, in der Gestalt des Kindes, und die Horizontale, im Meereshorizont, das Bild. Dabei stehen die Senkrechte und Waagrechte für Wachstum und Zukunft, eine Symbolik, die sich auch im Ringturmgebäude am Horizont der Stadt Wien wiederfindet“, so Künstler Ivan Exner über das Kunstwerk und die besondere Ausstellungsfläche. 

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