„Die erste Heimat ist unsere Seele und unser Körper.“

28. Oktober 2015

Die franko-marokkanische Sängerin Hindi Zahra spricht über ihr Leben auf Reisen und wie dieses ihre Musik maßgeblich beeinflusst. Mit ihrem Mix aus Jazz, Blues und Folk erzählt sie bewegte Geschichten zwischen afrikanischen Rhythmen und europäischen Einflüssen.

Biber: Dein neues Album ist gerade erschienen. Es trägt den Titel „Homeland“, Heimatland zu Deutsch. Was bedeutet Heimat für dich?

Zahra Hindi: Ich stamme aus einer Familie von Reisenden und Nomaden. Mein Großvater und Urgroßvater waren Tuareg aus Mauretanien. Mit der Flüchtlingskatastrophe bekommt das Thema Heimat eine große, politische Dimension. Ich habe mir  persönlich die Frage gestellt, ohne die politische Dimension zu beachten, wo mein richtiges Zuhause ist. Für einen Nomaden ist es der Stamm und das innere Sein. Die erste Heimat ist unsere Seele und unser Körper.

Ist auch deine Musik ansatzweise in der arabisch-berberischen Tradition verwurzelt?

Ich bin es nicht gewohnt, an nur einem Ort zuhause zu sein. Ich bin daran gewöhnt zu reisen. Ich singe auf Berberisch, Französisch und Englisch. Für mich ist es wichtig, verschiedene Sprachen zu verwenden, gerade weil ich viel reise. Ein „guter“ Reisender muss verschiedene Sprachen beherrschen. Aber auch, weil ich aus Marokko stamme und Marokko sehr multi-lingual ist.

Zahra Hindi
Foto: Tala Hadid

 

Deine Musik wird beschrieben als Wüstenblues oder urbaner Jazz. Wie definierst du deinen Stil?

Ich sehe meine Musik als eine Reise von einer musikalischen Richtung zur nächsten. Von einer Stilrichtung zur nächsten. Weil ich ein Kind von Reisenden bin, bin ich besessen von der Idee meiner Musik als „voyage“. Das ist das wichtigste an meiner Musik. Es ist wichtig für den Horizont. Wenn man reist, verlässt man seine gewohnte Umgebung und auch das „Vertraute“. Man verlässt das, was man bereits kennt. Man verlässt den Komfortbereich und versucht „das Andere“ zu verstehen und zu begreifen.

Versuchst du mit deiner Musik auch die Kategorien von „europäischer“ und „afrikanischer“ Musik in Frage zu stellen?

Nein, denn es gibt keine Kategorien. Die Musik ist schon immer gereist. Es ist bereits ein Mix. Der Blues, der durch die Sklaverei nach Amerika kam, oder die Folk-Musik von den Iren. Diese Stilrichtungen sind bereits das Produkt der Reise. Ich führe lediglich die Tradition des Stil-Mix fort.

Das heißt, deine Reisen beeinflussen deine Musik am meisten?

Das ist die Geschichte meines Lebens. Zuerst mein Leben auf Reisen in Marokko und später, als ich mit meinem Vater nach Europa kam. Das Reisen war auch allgegenwärtig als ich mit der Musik begonnen habe. Das ist mein Karma, nehme ich an.

Was erwartest du dir von der Reise nach Wien?

Ich bin sehr gespannt auf die Stadt. Bei meinen Konzerten will ich vor allem Interaktion mit dem Publikum. Ich muss spüren, dass die Energie fließt zwischen den Musikern und Sängern auf der Bühne und den Menschen, die zuhören. 

 

WO: Wiener Konzerthaus

WAS: Konzert-Reihe "THE ART OF SONG"

«Homeland» 23. November 2015 um 21:00 Uhr, Mozart-Saal

Infos & Tickets: www.konzerthaus.at , Tel. 01 242 002

 

Blogkategorie: 

Das könnte dich auch interessieren

Foto: Zoe Opratko
Zum Abschied gibt es kein Trompeten­...
Foto: Marko Mestrović
Ob Hijabi-Style, koschere Perücken oder...
Foto: Marko Mestrović
Nicht über die Communitys zu sprechen,...

Anmelden & Mitreden

2 + 6 =
Bitte löse die Rechnung