Fußballausschreitungen in der Brigittenau: Das sagen Präsidenten & Polizei

26. Februar 2019

Ich bin ja ein bekennender Brigittenau-Patriot und lasse keine Gelegenheit aus, „meinen“ 20. Bezirk zu loben. Was allerdings am Wochenende auf dem Sportplatz in der Meldemannstraße vorgefallen ist, macht mich gar nicht stolz – im Gegenteil.

Wolfsgruß, Brigittenau, Fußball,

Beim Cup-Spiel zwischen FC Brigittenau und den Gästen des FC Kurdo kam es laut Polizeibericht zu „gegenseitigen Provokationen, welche in Beschimpfungen, gegenseitigem Stoßen und dem Werfen von Gegenständen endete.“  - so die Landespolizeidirektion Wien auf meine Nachfrage. Videos, die auf Social-Media kursierten, u.a. vom Politwissenschaftler Thomas Schmidinger (u.a. Mitbegründer der österreichischen Gesellschaft zur Förderung der Kurdologie), zeigen junge Männer, die mit dem umstrittenen, faschistischen Symbol der türkischen Grauen Wölfe, dem „Wolfgruß“, den Spielern des kurdischen Vereins sehr nahe kommen und im Gesicht herumfuchteln. Leider eignen sich die einzelnen Aufnahmen nicht ausreichend, um den vollständigen Vorfall zu rekonstruieren. „Die Fans von FC Brigittenau kamen mit Eisenfäusten und Ketten bewaffnet zum Spiel. Frauen und Kinder waren nicht dabei, dh. der Angriff war geplant.“, erhebt der Obmann des Vereins, Mazlum Shechi, schwere Vorwürfe gegenüber seines Amtskollegen von FC Brigittenau, Ahmet Eren. Dieser beschwichtigt am Telefon und möchte den Vorfall nicht aufbauschen. „Wir bedauern den Vorfall aber können nicht jeden einzelnen Zuschauer kontrollieren“, so Eren. Außerdem habe ein Fan von FC Kurdo im Hinspiel zehn Mal laut „PKK“ gerufen. Für seine Mannschaft spielen Spieler aus allen verschiedenen Ländern, darunter auch Kurden, so der Obmann, der möglichst schnell zur Tagesordnung übergehen möchte. Also doch viel Lärm um nichts?

Die ehemalige Grünen-Nationalratsabgeordnete Berivan Aslan, die selbst kurdischstämmig ist, sieht den Vorfall als besorgniserregend und spart auch nicht bei der Kritik an den Medien. „Der Vorfall von Sonntag wurde in den österreichischen Medien als Schlägerei zwischen Ausländern reduziert“, so Aslan. Dabei seien die Übergriffe eindeutig politischer Natur gewesen, der Kurde und SPÖ-Politiker Senol Akkilic sprach auf seiner FB-Seite von der Angst, „als kurdischstämmiger Mensch in Wien vor diesen Nationalisten nirgends sicher zu sein.“ Verwunderlich ist die Tatsache, dass die Spieler des Vereins „FC Kurdo“ keinesfalls zur, von den meisten Türken verhassten PKK-Fraktion um den inhaftierten Abdullah Öcalan gehören, sondern vor allem syrische Kurden zum Kader gehören. Das zuständige Polizeikommissariat überprüft die Vorfälle weiter auf strafrechtliche Relevanz. Pikant: Der angeblich dort gezeigte „Wolfsgruß“ ist laut einer Novelle des Symbolgesetztes in Österreich verboten. Allerdings tritt diese mit 1. März in Kraft.

 

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