Meine Elternsprache

21. Februar 2019

Gespräch

Gespräch
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Heute ist der internationale Tag der Muttersprache – dazu ein paar Gedanken über erste Wörter, die Verbindung zwischen Kultur und Sprache und die vielen Facetten von Worten.



Meine Muttersprache ist deutsch. An dieser Stelle möchte ich gleich das Wort Muttersprache kritisieren. Da Väter den Spracherwerb der Kinder genauso prägen können und sollen wie Mütter, nenne ich sie ab jetzt Elternsprache.
Das erste Wort, das aus meinem Mund kam war „Brille“. Und fast alle richtungsweisenden Gespräche in meinem bisherigen Leben fanden in dieser Sprache statt. Die erste Fernsehshow – auf deutsch, der erste Kontakt mit Gleichaltrigen – auf deutsch. Man kann sagen, dass diese Sprache mein Aufwachsen geprägt hat.
Als der Englischunterricht in der Schule begann, musste ich Vokabeln lernen. Man prägt sich zu einem Ding oder zu einem Konzept einen neuen Namen ein. Was als Kind ganz nebenbei und ohne Mühe passiert, kostet plötzlich viel Kraft und Übung. In einer weiteren Fremdsprache –Italienisch – die auch noch Tochter einer anderen Sprachfamilie ist, war es noch schwieriger die korrekte Grammatik zu erlernen.
Meiner Meinung nach erschafft der Erwerb einer neuen Sprache auch immer eine „neue Version“ von einem selbst. Als ich ein Semester lang in den Niederlanden studiert habe und ausschließlich Englisch gesprochen habe, habe ich damit neue Facetten entdeckt. Ich habe über eine andere Art von Wortwitzen gelacht und ich habe, vor allem am Anfang, viel mehr darüber nachgedacht, wie ich mich gut ausdrücken kann.
Wenn ich in Rom bin und in gebrochenem Italienisch einen Rotwein bestelle, fühle ich den Sommer und la bella vita im Herzen. Und wenn ich neue Wörter auf Arabisch lerne, entführt mich allein deren Klang in ein weit entferntes Gebiet

 

Der Unterschied
Neue Sprachen zu lernen ist gut und wichtig, vor allem wenn man in ein anderes Land zieht. Oder wenn man plötzlich dort leben muss. Aber auch für den internationalen Austausch im Job. Sprache macht einen großen Teil einer Kultur aus. Und um diese erfassen zu können, ist es sehr wichtig auch die Sprache (zumindest ein bisschen) zu verstehen. Sprache ist immerhin eine der wichtigsten Verbindungen zwischen Menschen.
Und trotzdem ist es die Elternsprache die uns immer ein Gefühl von zuhause geben wird. Es ist diese Sprache in der wir lachen, lieben und verzweifeln. So sehr und so gut wir uns auch eine andere Sprache aneignen, es ist die Sprache unserer Kindheit in der wir unseren (zukünftigen) Kindern Märchen erzählen.
Ich möchte ein Hoch auf die Sprachenvielfalt aussprechen. Und mich gleichzeitig demütig bedanken für all die schönen Erinnerungen meiner Kindheit, die mit Worten und deren Bedeutung verbunden sind.

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Kommentare

 

Wow, wusste gar nicht, dass Tirolerisch zu Deutsch gehört! ;)

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