Propagiert der Islam Gewalt?

16. November 2015

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Während man noch diskutiert, ob man die Terrormiliz des „Islamischen Staates“ nicht zukünftig besser als „Daesh“, der arabischen Bezeichnung nach, betiteln soll, fragen sich auch viele wieder: Propagiert der Islam Gewalt?

Der Koran fordert die Gläubigen in den meisten Passagen zu Frieden, Toleranz und Nächstenliebe auf, aber es gibt auch Stellen im Koran, die von Gewalt handeln. Wer sich als friedliebender Muslim an der heiligen Schrift und der Sunnah (den Hadithen, den Überlieferungen des Propheten, und den islamischen Gesetzestexten) orientiert, muss sich auch mit den kriegerischen Textpassagen kritisch auseinandersetzen. Gerade die Koranexegese ist eine höchst komplexe Angelegenheit. Natürlich ist auch der Koran in einem bestimmten zeitlichen  und auch sprachlichen  Kontext verortet. Dennoch versuche ich einige Suren und Konzepte näher zu betrachten.

Gewalt gegen Nicht-Muslime?

Der „Islamische Staat“ führt nach eigenen Angaben Krieg gegen die „Ungläubigen“.

Eine sprachliche Differenzierung beim Begriff des „Kafeer“ („Ungläubiger“) muss unbedingt vorgenommen werden. Leider übernehmen auch viele Muslime die Bezeichnung sehr unüberlegt. Dennoch streiten sich die islamischen Theologen bis heute, ob auch Juden und Christen als „Ungläubige“ bezeichnet werden können. Diese werden in anderen Suren als „Leute des Buches“ beschrieben, da sie zwar nicht an den Propheten Muhammad, dennoch aber an die heiligen Schriften und an einen allmächtigen Gott glauben. Die Stellung der Christen und Juden im Islam ist auch aufgrund dessen anders zu bewerten, dass muslimische Männer theoretisch auch mit Christinnen und Jüdinnen Ehen schließen können. Für polytheistische Religionsanhänger und Atheisten gilt jedoch die Bezeichnung „Ungläubige“, obwohl in einem europäisch-islamischen Diskurs auch hier besser von „Nicht-Muslimen“ gesprochen wird. Die Verfasser der Seite „Islam for peace“ argumentieren, dass zum Beispiel in der Sure Al-Baqara 2:191 (die Kuh) , in der es unter anderm heißt

„Und tötet sie (die Ungläubigen), wo immer ihr auf sie trefft, und vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben haben, denn Verfolgung ist schlimmer als Töten!“,

ein bestimmter historische Kontext besteht und mit „Ungläubigen“ die Feinde des Propheten und seiner muslimischen Gemeinde zu dieser bestimmten Zeit gemeint waren. Der „Islamische Staat“ legt diese Stellen des Korans ohne große Exegese, wörtlich und unhinterfragt, aus.

Als Reaktion auf die Terrorattentate des „Islamischen Staates“ wird von Muslimen gerne auch der Koranvers

„Wer einen Menschen tötet, tötet die gesamte Menschheit, wer einen Menschen rettet, rettet die gesamte Menschheit“,

zitiert, um zu zeigen, dass der Islam das Töten eines unschuldigen Menschen ablehnt. Konkreter wird jedoch das Töten von „Gläubigen“ als Verbot im Koran angeführt. Auch hier kann wieder diskutiert werden, wer ein „Gläubiger“ ist.

Der „Islamische Staat“ und das selbsternannte Kalifat sind nicht die Hüter der Religion des Islam, aber sie beziehen sich auf dieselben Quellen. Im arabischen Raum werden vor allem in Saudi Arabien die Posts des „Islamischen Staates" fleißig retweetet. Die Statistik des Brooking Instituts zeigt, dass sehr wohl auch viele Muslime in der arabischen Welt die „religiösen“ Ansichten des „Islamischen Staates“ teilen.

Welche Nation retweetet die meisten Posts des IS? (Absteigend: Saudi Arabien, Syrien, Irak, USA, Ägypten, Kuweit, Türkei, Palestina, Lebanon, UK, Tunesien)

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Aus diesen Gründen muss nicht nur eine Debatte über die „unislamische“ Seite der, nennen wir sie zur Abwechslung, „Daesh“, geführt werden, sondern auch über den religiösen Zugang dieser Ideologie. Der Islam propagiert keine Gewalt und Muslime sind keine potenziellen Gewalttäter. ABER: Mit dem Erstarken der Lesart des Korans der gewalttätigen Islamisten muss auch eine neue Gegenbewegung erstarken, die genau jene umstrittenen Passagen des Korans definiert und den Islam noch stärker mit Humanismus und demokratischen Werten vereint.

 

 

 

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Kommentare

 

haddith sowie sharia. ich stimme ihnen zu. hier noch ein beispiel, zu ihren dazu:
das man homosexuelle von einer klippe stossen soll (is macht das von hausdächern weil syrien so flach ist) ist nicht wörtlich gemeint. gemeint ist ein etwas größerer stein (nicht mehr als 1 meter hoch), von dem die homosexuellen symbolisch geschubst werden. zur ermahnung. danach dürfen sie nach hause. leider gibt es in syrien auch keine größeren steine (nur sand), weswegen die is homosexuelle von den hausdächern schubst. BB

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