Was wir von Kindern lernen können

27. Juni 2016

Das Schuljahr ist bald zu Ende. Meine Schulklasse hatte mir während unserer gemeinsamen Zeit so oft Komplimente und Dank, in Form von Briefchen, die sie auf meinen Tisch legte, ausgesprochen, sodass ich mir dachte, das Ganze umzudrehen. Diesmal wollte ich diejenige sein, die ihnen einen Brief überreicht, mit all jenen Dinge, die ich von ihnen lernen durfte. Mir wurde während dem Schreiben bewusst, dass das eigentlich jeder von uns ‚Großen‘ lesen sollte, und daher habe ich beschlossen, diesen Brief zu veröffentlichen, weil ich alle Leser dazu animieren möchte, das Kind in sich wieder zu wecken.

 

Wien, Juni 2016

Liebe Klasse!                                                                                                

Wir Erwachsenen vergessen oft Dinge, die so wichtig sind - Dinge, die ihr Kinder alle noch besitzt. Fähigkeiten, die wir mit den Jahren verlernt, oder aber verloren haben, weil wir mit ‚Erwachsenensachen‘ so sehr beschäftigt sind, uns nie Zeit nehmen, und uns einreden, dass wir all das gar nicht mehr brauchen, all das, wie ihr Kinder seid. Doch das stimmt nicht. Ich wurde in der Zeit mit euch so oft daran erinnert, wie wichtig es ist, manchmal wie ein Kind zu denken, zu sein und zu handeln, dass ich mich hiermit dafür bei euch bedanken möchte!

Ich habe von euch gelernt, dass es wichtig und gut ist, das, was ich fühle und wie ich empfinde, auszusprechen.

Ihr habt mir gezeigt, dass es gut ist, immer wieder nachzufragen, anstatt sich mit Dingen zufrieden zu geben, die man nicht versteht.

Durch euch habe ich mich wieder daran erinnert, wie wichtig es ist, seine gute Laune und das Lachen nicht zu vergessen.

Ihr habt mir so oft gezeigt, wie viel einfacher es ist, jemandem zu verzeihen, anstatt die Wut und den Zorn mit sich herumzuschleppen.

Ihr habt mir bewiesen, dass sich aus Pflichtsituationen oft die wunderbarsten Freundschaften entwickeln können.

So oft war ich erstaunt und verwundert, dass ihr über Dinge gelacht und diese nicht ernst oder persönlich genommen habt, anstatt euch zu ärgern.

Durch euch wurde ich daran erinnert, wie wichtig es ist, immer wieder aufzustehen und es noch einmal zu versuchen, nicht aufzugeben.

Ihr habt mir bewiesen, dass man in chaotischen Situationen ganz ruhig bleiben kann, und dennoch alles gut läuft.

Ihr habt mir beigebracht, dass man so bleiben sollte, wie man ist, und zu dem stehen sollte, was man mag, ohne sich für andere zu verändern.

Liebe Kinder: Ihr seid stärker als ihr glaubt, mutiger als ihr denkt, und einzigartig sowieso.

Jeder einzelne von euch hat seine ganz eigenen Superkräfte, jeder von euch ist magisch. Verlernt nie, Kinder zu sein, indem ihr liebt, verzeiht, lacht, helft und nicht aufgebt.

Edlira: Von dir habe ich gelernt, dass es gut ist, wenn man in Stille Sachen nur beobachten kann, und so auf Dinge kommt, an die andere gar nicht denken.

Natascha: Du hast mich daran erinnert, dass man alles schaffen kann, auch wenn man anfangs Angst hat.

Ivan und Mehmet: Von euch habe ich gelernt, dass man mutig und stark sein kann – egal wohin dich das Leben bringt.

Lewis: Du hast mir gezeigt, dass man sich immer Freunde machen kann, egal wo man ist und ob man die Sprache kann, oder nicht.

Sarah: Du hast mir bewiesen, dass Liebe und Gutmütigkeit keine Grenzen haben.

Laura: Von dir habe ich gelernt, dass man, wenn man will, mit allen Menschen gut auskommen kann.

Ibrahim: Du hast mich daran erinnert, dass man zu seinen Gefühlen stehen soll, unabhängig davon, was die anderen darüber denken.

Amel: Du hast mich daran erinnert, dass man Kritik annehmen und damit umgehen muss, wenn sie gerechtfertigt ist.

Blogkategorie: 

Das könnte dich auch interessieren

Foto: Zoe Opratko
Zum Abschied gibt es kein Trompeten­...
Foto: Marko Mestrović
Ob Hijabi-Style, koschere Perücken oder...
Foto: Marko Mestrović
Nicht über die Communitys zu sprechen,...

Anmelden & Mitreden

4 + 14 =
Bitte löse die Rechnung