Die Ukrainische 90er auf der österreichischen Bühne

15. Mai 2015

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depeche_mode_zhadan Werk X
Foto: Daryna Solodka

Nach 11 Jahren hat die Jugendzeit des berühmten ukrainischen Schriftstellers Serhij Zhadan eigene Zuschauer im Wiener Theater Werk X gefunden. Die stürmische 90er, verrückte Abenteuer der Freunde, eine interessante Philosophie des Lebens und viel Gelächter. Die österreichische Premiere von Depeche Mode von Serhij Zhadan ist gut gelungen.  

Noch bevor wir uns gesetzt haben, hat ein Junge auf der Bühne angefangen zu sprechen. Er trägt ein T-Shirt mit Superman Logo und schwarze Adidas Sport Hose an. Später werden die Zuschauer erfahren, dass es der normale Dress-Code in der ukrainischen Stadt Charkiw in der 90ern ist.

„Ich glaube nicht an Gedächtnis, ich glaube nicht an die Zukunft, ich glaube nicht an die Vorsehung…“, sagt er noch einige „ich glaube nicht“ und das Theaterstück fängt an.  

Depeche Mode ist das Fragment aus dem Leben von vier Freunden. Serhij lebt in Charkiw, nach Kiew der zweitgrößten Stadt der Ukraine. Seine Freunde Dog Pawlow, Wasja Kommunist und Sascha Zündkerze leben eine Revolution, Energien, Spaß und Marihuanna in der ersten Linie. Dog Pawlow, Wasja Kommunist und Serhij erreicht die Nachricht, dass Saschas Stiefvater sich erschossen hat und sie versuchen Sascha zu finden, um ihm diese Nachricht zu überbringen.

depeche mode zhadan
Foto: Daryna Solodka

Das ist eine oberflächliche Annotation des Romans, allerdings liegt die Bedeutung viel tiefer. Es ist ein Roadroman. Er zeigt den Umbruch zwischen dem sowietischen System und dem Weg zur unabhängigen Ukraine. In einer beschleunigten Sprache und durch skurrile bis slapstickhafte Szenen werden die Geschichten der Generation der frühen 90er aufgezeigt.  

Ukrainische Namen ohne Akzent  

Während dem Spielen war ich die ganze Zeit neugierig darauf, wie das Publikum reagiert. Da man schon spezielle Witze, Begriffe verstehen muss. Aber meine Sorge werden schon nach den ersten 20 Minuten zerstreut. Gemeinsam mit dem Publikum habe ich mich ganz fürs Theaterstück begeistert und wir haben an mancher Momenten zusammen gelacht, so gut konnten die Akteure diese Atmosphäre von der verrückten ukrainischen Studentenzeit in 90ern wiedergeben.

„Ich habe zufällig das Theaterstück gesehen. Das ist unglaublich, wie gut sie die Witze zum Deutsch anpassen könnten. Jetzt möchte ich noch was von Zhadan lesen“, hat mir ein österreichischer Bekannter nach „Depeche Mode“ gesagt. Ich war sehr verwundert, ihn auf ukrainischem Theaterstück zu sehen. 

Die Truppe hat wirklich unglaubliche Arbeit gemacht. Während dem Publikumsgespräch haben sie uns erzählt, dass eigentlich niemand von ihnen in der Ukraine war. Ich kann mir vorstellen, wie viel Zeit sie sich genommen haben, um zu lernen, ohne Akzent alle ukrainische Städte und Namen auszusprechen.

Vielen Dank für einen tollen Abend. Das Theaterstück ist empfehlenswert.   

Links zum Thema: 

Spielplan im Theater Werk X 

 

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Lidiia Akryshora ist derzeit die Stipendiatin der biber-Akademie. Sie ist ukrainische Journalistin, die seit zwei Jahren in Österreich lebt. Deswegen einfach ein Auge zu drücken, falls ihr den ein oder anderen Fehler in ihren Blogs entdeckt. Aller Anfang ist schwer und ihr seid bestimmt auch keine Profis in Ukrainisch, Russisch und ein bisschen Polnisch oder?

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Kommentare

 

Spielen Sie im Juni auch?

 

Nein, leider nicht, nur bis Ende Mai, 

Nur vllt nach der NAchfrage der Zuschauers ;-) 

 

Shade(

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