Über den neuen Kulturrassismus und die Islamfeindlichkeit. Eine Rezension

03. November 2010

Der neue Band der Reihe Soziologica wendet sich dem Thema "Integration, Rassismen und Weltwirtschaftskrise" zu. Ein Beitrag vom Wiener Imam Tarafa Baghajati diskutiert die neuesten Wertedebatten um den Islam in Europa und Österreich.

 

 

Damals war es der schwarze Mann, der bedrohlich war und die Juden mussten einen Stern tragen, um sie als Gefahr sichtbar zu machen. Aber nach dem Zweiten Weltkrieg war ein derartiger Rassismus nicht mehr salonfähig, die Diskriminierung verlagerte sich auf eine andere Ebene: der Kulturrassismus wurde geboren.

„Wir müssen aufpassen, dass die Fremden uns nicht einen Teil unserer Kultur stehlen... Wir müssen unsere Kultur bewahren“ – das sind bekannte Sätze von Rechtspopulisten.

 

Und besonders ins Kreuzfeuer dieser Ausländerdebatte ist der Islam gerückt, wohl aus mehreren Gründen: einerseits werden Muslime immer mehr sichtbar und der Islam scheint in vielerlei Hinsicht in Opposition zu unseren westlichen Werten zu stehen.

Weiters führte die Weltwirtschaftskrise zu wachsenden sozialen Spannungen, die die Tendenz einer Ellenbogengesellschaft nur noch verstärkten und den Druck auf Minderheiten zur Folge hat.

Ausschlaggebend sind auch Terroranschläge wie 9/11, die stellvertretend für den Islam missbraucht werden und die Welt in Angst und Schrecken versetzt haben.

Seit 9/11  fand auch der Begriff „Islamophobia“ eine weite Verbreitung, der eine feindselige Haltung gegenüber der Religion des Islam und ihren Anhängern, den Muslimen, bezeichnet. Charakteristisch für die Stützung dieser Haltung sind Vorurteile, die Bildung von Stereotypen und ein ein bewusstes Ausblenden von Tatsachen, die eine einseitige Sichtweise erschüttern könnten. Diskriminierung wird durch den Aufbau eines solchen Bedrohungsszenarios gerechtfertigt.  

 

Aber eigentlich ist Islamfeindlichkeit viel mehr als nur eine Angst (Phobie). Sie schlägt sich in feindseligem Verhalten nieder, das bis zu Gewalttätigkeit reichen kann. Der Hass auf Muslime ist auch aus Neid, Missgunst, Lust zur Demütigung, politischem Kalkül und vielem mehr gebaut.

 

Wie scheinbar einfach es gelingt, auf alten Ängsten zu fußen und neue Feindildpolitik zu betreiben, zeigt Tarafa Baghajati in seinem Beitrag „Neuer Diskurs um Islam in Europa und Österreich“ in dem Buch „Integration, Rassismen und Weltwirtschaftskrise“ (Hrsg.: Oberlechner, Hetfleisch) an aktuellen Beispielen aus der Politik Europas und Österreichs sowie an der Wertedebatte, die damit einhergeht.

 

Dieses Buch stammt aus einer wissenschaftlichen Reihe und ist damit nicht unbedingt Bettlektüre. Aber durchaus spannend, wenn man gern einmal ein wenig in die Tiefe geht und dieses Thema durchdenken will.

 

Gut argumentiert, spannend und mit scharf!

 

Manfred Oberlechner/Gerhard Heffleisch (Hg.)

Integration, Rassismen und Weltwirtschaftskrise

Braumüller, Wien, 2010

Kommentare

 

toller blog!

 

sehr interessanter beitrag!
es stimmt absolut das in der heutigen welt die christlich- jüdischen werte die westlicheren "fortschrittlicheren"angesehen werden.
und auch ein modetrend in richtung freichristlich evangelische kirchen jüdisch esotherik kabbalah hollywood mode und shoa nachtrauer modetrend generation die in den medien hoch propagiert werden!auch buddhistische und hinduistische kulturen werden als westlich und fortschrittlich angesehen und aktzeptiert.
der islam wird feindseelig als angreifer der westlichen welt gesehen und automatisch mit dem terrorismus des 11september in verbindung gebracht.
auch wird der islam schlecht dargestellt diese angst die verbreitet wird durch gezielte nachrichten von anschlägen in den medien mehr noch gestärkt!
die einzigen die einigermaßen aktzeptiert werden sind dann die überintegrierten gastarbeiterskinder die dann mit glück vielleicht ärtze werden.
oder eben wie der hakan auf dem deutschen tv sender sat1 der die klischees überspitzt und damit eben den humor macht so einer wird dann auch respektiert.aber die ganzen anderen
werden als gastarbeitskinder scheiße behandelt bekommen seltener nen arbeitsplatzt werden ausgeschlossen von mitschülern und mit hass behandelt von vielen.
es ist die angst der österreicher deutschen vor dem fremden "andersartigen"was aber als mensch wieder gleich ist.nur mit einer anderen herkunft und kultur.
auch ist es neid über andere traditionen und vielfalt an sprachen und menschlichen sozialen liebevollen wissens kentnissen!
das war schon immer so und trägt sich immer wieder auf nealteneue randgruppen minderheiten.
auhc die tibeter werden durch die chinesische regierung ganz stark unterdrückt und zum glück war und ist der budhismus ne modereligion so das viele aus dem "fortschrittlichem"westen mitgeholfen haben.
neuerdings ist es auch ein allgemeiner modetrend geworden sich für minderheiten einzusetzen was ich aber ganz gleich ob mode oder nicht sehr beführworte!blos das es eben langandauernde friedenswillen gibt und lösungen gefunden werden das wünsche ich mir vom herzen für alle unterdrückten völker auf der ganzen welt!
im moment wird ja wieder ein genuzid an den afghanen ausgeübt und deutschland ist auch beteiligt.traurig aber leider ist es so.und dieser krieg ist sinnlos den die taliban sind auch längst nicht mehr in afghanistan.
der terorismus hat sich auch nur aus einem hilfeschrei heraus gegründet an dem mit sicherheit die "fortschrittliche"westliche welt mitschuld ist!

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