"Arkan? Wir sind nur wegen Cecas Musik hier"

17. November 2013

Mafiabraut, Nationalistin, Kriegsverbrecherfrau für ihre Kritiker. Ikone, Königin und Vorbild für ihre Fans.

Bei der serbischen Folk-Sängerin Svetlana Raznatovic bekannt als Ceca scheiden sich die Geister. Da sie die Witwe des Kriegsverbrechers Arkan ist, lehnen sie einige ab, manche vergleichen sie mit dem nationalistischen kroatischen Sänger Thompson. Cecas Fans sehen das einstimmig anders und sind über den Vergleich empört. Gestern Abend gab Ceca ein Konzert in der Pyramide Vösendorf und biber war live dabei.

 

Zana, 15, Marija, 16, Jovana, 15, Andjelka, 19, lieben Cecas Lieder, weil sich viele Frauen mit ihren Liedern identifizieren können. "Wir wissen auch über Arkan Bescheid und er war schlecht, keine Frage aber das wirkt sich nicht auf ihre Musik aus. Mit Thompson kann man sie nicht vergleichen, Ceca hat keine Lieder wie er und stachelt auch niemanden auf."

 

Toni, Martin, Amanda, Stefan und Elvis sind hier wegen der guten Stimmung. Sie ziehen eine klare Linie: Ceca ist Folk, Thompson ein nationalistischer Sänger. Martin: "Mich stört ihre Geschichte eigentlich schon aber ich bin wegen meiner Freunde hier."

 

Schnell treffen wir auf einen Megafan: Miri, 36, hört seit 20 Jahren Cecas Musik. "Sie fasziniert mich und begleitet mich schon mein ganzes Leben. Es ist schon zum Ritual geworden - wenn sie in Wien auftritt, bin ich auch dabei." Sie ist auch der Meinung, dass der Vergleich mit Thompson falsch ist, denn Ceca hat kein einziges nationalistisches Lied. "Außerdem war sie schon vor Arkan mein Idol und ihre Geschichte ist für ihre Musik unwichtig."

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Vorband heizt der gut gefüllten Halle mit Liedern von Zeljko Joksimovic über Dino Merlin und Severina ordentlich ein.

 

Radenko, 19, ist hier wegen Cecas Aussehen und ihrer Musik. Er findet sich in manchen ihrer Lieder wieder. "Irgendwo ist sie natürlich schon nationalistisch aber das wirkt sich nicht auf ihre Musik aus."

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tamara und Sandra, beide 15, waren bei weitem nicht die einzigen aufgestylten Mädchen.

 

Vanda, 57, hört Ceca eigentlich gar nicht, ist aber auf Einladung ihres Sohnes Sanjin, 38, mitgekommen. Sie sind aus Kroatien und haben wie viele andere im Jugoslawien-Krieg alles verloren. "Wir kommen zu Konzerten von Ex-Yu-Sängern, denn durch sie erleben wir, dass wir alle eins sind und alle gleich." Er sieht diese Musik als Kulturkapital und als wichtigen Teil der Identität an. Dem Vergleich mit Thompson kann Sanjin nichts abgewinnen: "Er ist ein Faschist und sie nur Arkans Frau."

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die 16-jährige Jovana fällt mit ihrem Serbien-Shirt auf. Ceca hört sie eigentlich gar nicht, sie ist nur wegen einer Freundin da. "Ich kenne zwar ihre Geschichte aber mich persönlich geht Arkan nichts an.".

Im Laufe des Abends sieht man noch zwei Mal die serbische Flagge aufblitzen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die bunte Marijana sticht aus der Masse heraus. Ceca ist das Idol der 22-Jährigen und ihre Lieder sprechen ihr aus der Seele. Auf die Frage, ob sie Cecas Hintergrund stört, antwortet sie: "Ich bin Serbin, somit stört mich die Sache mit Arkan nicht."

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ganz typisch für ein Ex-Yu-Konzert ertönt Cecas Stimme kurz vor 23 anstatt um 21 Uhr. Charakteristisch für ein Ceca-Konzert sind singende Mädchen, die sich ans Herz fassen und die Lieder über alles verzehrende Leidenschaft, Herzschmerz und Aufopferung lauthals mitsingen. Doch auch diesen jungen Mann trifft sie ins Herz. Bei ihrem Megahit "Beograd" bebt die ganze Halle.

 

Richtige Fanboys tragen natürlich strassbesetzte Ceca-Gürtelschnallen. Auf dem Foto der 34-jährige Dragan Jevtic, der selbst im Musikbusiness ist.

 

Das Konzert des Folkstars verläuft nach einem gewissen Schema: Ceca singt intensiv einige Verse und hält dann das Mikrofon ins Publikum. Manchmal scheint es, als würde ihr der Atem ausgehen, doch das Publikum singt jedes einzelne Wort lauthals mit und gleicht somit alles aus. Die Stimmen der Frauen sind deutlich rauszuhören.

 

Vor ihrem Lied "Pile" sagt sie, das Lied sei jemandem gewidmet und sie würde es jedes Mal mit derselben Sehnsucht singen. Gemeint ist natürlich Arkan.

 

Zusammengefasst kennen alle auf dem Konzert Cecas Geschichte genau, doch sie lieben einfach ihre Musik. In Erinnerung bleiben auf jeden Fall ihr riesiger Busen, tolle Stimmung und eine restlos begeisterte Menge.

 

von Jelena Pantic

Fotos: Ira Tomic

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