Die Heimwerker-Queen

01. Februar 2013

 

Teil lV der Strecke „Menschen aus dem Grätzl“: Christina ist eine starke Frau und zeigt den Männern, wo der Hammer hängt.

 

Christina B. ist 16 Jahre alt, als sie die Tanzschule schwänzt. Sie steigt in die Badner Bahn ein und lässt sich von einem jungen Mann die Zigarette anzünden – damals durfte man in Zügen noch rauchen. Die beiden fangen an zu plaudern und als sie aussteigen, sind sie ein Paar. Nun sind sie seit 41 Jahren verheiratet. Sie haben zwei Kinder, vier kleine Enkelkinder und einen Werkzeugladen namens „WILLI“ im 15. Bezirk.
 

Nicht ihr Mann hat sie zur Namensgebung inspiriert, sondern der faule Willi, der Gefährte von Biene Maja. „Meine Söhne waren große Biene Maja-Fans. Außerdem ist das auch verkaufspsychologisch gut. Man kann Willi einfach nicht grantig sagen, man muss schmunzeln“, erklärt die Besitzerin. Das Geschäft ist klein, das Sortiment dafür groß – von Bohrmaschinen bis hin zu Acrylfarben ist hier alles zu finden. Der Werkzeugladen hat sehr viele Stammkunden aus ganz Österreich, sie beliefern sogar Namibia und Australien. Eigentlich ist sie schon in Pension, aber sie hat noch genug Freude, um täglich ihren kleinen Laden selbst zu führen. Wir werden während des Gesprächs immer wieder von Kunden unterbrochen und für jeden von ihnen nimmt sich Frau Christina Zeit. „Ich bin die geborene Unternehmerin. So viel wie ich in der Arbeit gebe, kann mir niemand bezahlen“, sagt sie.


Die Multi-Kulti- Maschinerie

Es gibt sehr viele ausländische Kunden und im Geschäft werden täglich um die sieben Sprachen gesprochen. Im „WILLI“ wurden immer nur zweisprachig aufgewachsene Lehrlinge ausgebildet. „Ich bin durch und durch für Multi-Kulti. Rassismus ist für mich eine absolute Idiotie. Jeder ist ein Mensch und es gibt in jeder Nation sehr nette und unangenehme Leute“. Daraufhin erzählt sie stolz und zufrieden von der tollen Gemeinschaft in der Straße. „Als bei uns eingebrochen wurde, ist mein türkischer Kollege zwei Geschäfte weiter mehrmals hergekommen, um zu helfen. Als bei ihm eingebrochen wurde, bin ich von Pontus bis Pilatus gelaufen, um ihm ein neues Sicherheitsschloss zu besorgen.“

 

Emanzipation als Schlüssel zum Erfolg

Die zierliche Frau verkauft tagtäglich Werkzeug an harte Kerle. Am Anfang ihrer Laufbahn war sie eine der wenigen Frauen in der Werkzeugbranche und als solche muss man sich zu behaupten wissen. „Frau muss den Männern von Anfang an Grenzen ziehen und sehr sattelfest sein. Puppenhaftes Benehmen ist total fehl am Platz. Aber wenn du dich einmal behauptet hast und sie dich ernst nehmen, hast du auch ihren Respekt. Ich bin in der Branche definitiv anerkannt“, erzählt die gelernte HTL-Technikerin.

 

Die Gebrauchsanweisung für‘s Leben

Die 61-Jährige konnte Job und Familie immer gut vereinen. Sie trennt die Arbeit vom Zuhause sehr strikt. Die Unterlagen lässt sie im Geschäft und mit ihrem Mann redet sie nur dann über die Arbeit, wenn es wirklich sein muss. Um den Stress zu zügeln, spielt sie Bridge oder Golf. „Aber nur dass Sie es wissen, ich mache das nicht nur zum Spaß – ich nehme auch an Turnieren teil.“

Christina kommt mit allem bestens alleine zurecht. Aber sie ist glücklich über den Mann an ihrer Seite: „In einer Beziehung ist Vertrauen sehr wichtig. Man darf sich keinesfalls einschränken oder klammern. Im Gegenteil, man soll sich gegenseitig fördern und den anderen dazu anspornen das zu tun, was er oder sie möchte. Und die Arbeitsteilung sieht bei uns so aus: Jeder macht, wozu er Zeit hat. Jeder kann alles und niemand ist sich für eine Tätigkeit zu schade.“ Nachdem sie ihren Mann kennen gelernt hatte, sagte sie noch zu ihrer Freundin, das sei nichts Ernstes. Darüber lachen sie und ihr Mann heute noch.


Beruflich war sie immer erfolgreich, doch ihre Söhne sind ihr größter Stolz. „Obwohl wir so viel gearbeitet haben, ist aus ihnen richtig was geworden“, prahlt sie. Ein Rechtsanwalt und ein Universitätsprofessor für Umweltökonomie in Dänemark.

Offensichtlich kann man im Leben doch einiges erreichen, wenn man ein geschicktes Händchen hat.

Kommentare

 

Eine vorbildliche Frau ist die Christina und du hast es toll geschrieben Jelena ;-)

 

Ja ist sie! Dankeschön Bahar :)

 

tolle frau, schön geschrieben!

 

oh dankeschöön :))

 

ich finde die geschichte schön und die idee der serie gut. danke akademie

 

ich finde die geschichte schön und die idee der serie gut. danke akademie

 

dankeschön :)

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