Der krönende Abschluss des drei-teiligen Familienepos, exlusiv auf biber.at:

Zum Rast setzten wir uns in ein ziemlich nobles Restaurant. Und zwar so richtig nobel, mit einem realen Klavierspieler, Champagnerpreisen im dreistelligen Bereich und einer Tomatensuppe um 5€. Da ich eingeladen wurde, beherrschte ich mich und wollte auch kein Loch im tiefen Geldbörsel meiner lieben Cousine hinterlassen (naja, im Grunde genommen hatte sie eh nur zwei Karten in goldener Ausführung, mit denen sie sich alles leistete). Im Restaurant gönnte sie sich neben Mineralwasser, einen Campari und Wein dazu. Dann entfachte eine Diskussion, wieso Rauchverbot herrsche, obwohl wir neben dem Fenster saßen. Eigentlich dachte ich, sie müsse es gewohnt sein, da in Amerika die strengsten Anti-Tabak Gesetze gelten. Nun, gut, das ist eine andere Geschichte.

Die nächsten Tage vergingen im selben Rhythmus: Einkaufen gehen, unzählige Sackerl für die Dame schleppen, die nebenbei freihändig herumspaziert und höchstens eine Hand gebraucht um mit einer anderen, in NY beheimateten "desperate Housewife" über Beziehungsprobleme und die Inpotenz von Fitness-Trainern zu quasseln.

Nun gut, meine Cousine gehört zu meiner Familie und ich werde im Notfall ihr immer zur Seite stehen. Sie ist sehr eng befreundet mit meinem Dad, deswegen tue ich mir all diese Dinge auch an. Sie hat mir nie etwas böses angetan. Die Welt, in der sie von Boutique zu Boutique fliegt und zwischendurch ein Gläschen Champagner zu sich genehmigt ist mir vollkommen fremd. Für Beziehungsdramen und Nonsens-Geschichten habe ich genausowenig übrig. Eines ist klar: Durch die rosarote Gucci-Brille, die sie aufhat, kann ich nicht hindurchblicken. Aber sie ist mein Blut und ich könnte sie niemals vernachlässigen, gar ignorieren. Und ich bin ihr dankbar. Dafür, dass sie mir zeigt, wie unglücklich man trotz des materiellen Überflusses sein kann. Dankbar dafür, weil ich sehe, dass sie Cousins, die sie niemals vorher gesehen hatte ihr ein Gefühl geben, verstanden zu werden und nicht allein zu sein. Dankbar dafür, weil sie mir ganz klar vor die Augen führt, was für eine essentielle Rolle die Familie im Leben spielt. Jemand, auf den du dich verlassen kannst, ohne notgedrungen eine Gegenleistung erbringen zu müssen.

Aber........

Die Sackerl kann sie das nächste Mal selber tragen!