"Politik ist keine Millionenshow."

09. Mai 2014

Der Bundessprecher der Jungen Grünen über sein Auftrittsverbot, verfehlte Jugend-Parteipolitik und warum Auslandsaufenthalte in Neuseeland nicht der Lebensrealität der Jugendlichen entspricht.

 

Biber: Warum dürfen Sie nicht mehr reden, Herr Kulac?

Cengiz Kulac: Ich hab „EVA“, das Jugend-Magazin der Grünen kritisiert. Daraufhin wurde ich vom Landesgeschäftsführer der Grünen in der Steiermark, Dietmar Seiler, mit einem Auftrittsverbot belegt. (Anm.: das Verbot gilt nur für Steiermark) Er scheint im Vorfeld der Landtagswahlen 2015 jetzt schon nervös zu sein. Ich darf bis dato nicht mehr an Podiumsdiskussionen an Schulen teilnehmen.

Was stört dich besonders an „EVA“?

Es nimmt junge Menschen nicht ernst und uns als Jugendorganisation auch nicht. So wie jede Partei, möchten auch die Grünen Mehrheiten erringen und in diesem Fall die junge Wählerschaft erreichen. Daran ist nichts falsch. Leider ist die Umsetzung des Jugendwahlkampfs nicht gelungen und zielt an den Lebensrealitäten der Jugendlichen vorbei.  

Im Magazin wird den Jugendlichen ein Auslandsaufenthalt nach Neuseeland nahegelegt. Ist doch nichts Schlechtes?

Man muss schon privilegiert in Österreich sein, um einen Auslandsaufenthalt zu absolvieren. Die Familien haben andere Sorgen. Klar sollten alle die Welt sehen können, aber Alltagsprobleme wie Schule, Uni, Arbeit stehen an erster Stelle.

Warum hast du die Kritik öffentlich geäußert?

Ich bringe Kritik immer zuerst intern. Dort sogar schärfer als öffentlich. Leider wird man innerhalb der Partei als Jugendorganisation nicht ernst genommen. Deswegen habe ich den Weg über Social Media gewählt. Leider rechtfertigt die Partei ihr autoritäres Handeln wieder mit Autorität.

Was ist dein Zugang zur Politik?

Politik braucht den direkten Kontakt zu den Wählern. Sie ist keine Millionenshow von Marketing-Experten. Man muss die Leute in politische Prozesse einbinden und sie nicht stattdessen als passive Objekte behandeln. 

Jetzt kannst du wahrscheinlich deine Polit-Karriere vergessen.

Auch Kritik kann loyal sein. Ich habe eine Polit-Karriere nicht als großes Ziel vor Augen. Ich möchte nachhaltig eine Jugendorganisation aufbauen.

 

Wer ist er:

Name: Cengiz Kulac

Alter: 26

Beruf: Student der Rechtswissenschaften und Bundesprecher der Jungen Grünen

Besonderes: Sein türkischer Vater lernte während des Studiums in Graz seine jetzige Mutter kennen. Kulac versteht Türkisch, spricht es nicht fließend.

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