Aus dem Schatten der Großmütter: Sarah Vanhees „Mémé“ bei den Wiener Festwochen

22. Mai 2023

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Sarah Vanhee erweckt mit "Mémé" ein Stück ihrer eigenen Familiengeschichte auf die Bühne des Theaters Hamakom Nestroyhof. ©Bea Borgers

In der eineinhalbstündigen Festwochen Koproduktion „Mémé“ zeichnet die in Brüssel lebende Künstlerin Sarah Vanhee ein dichtes Familienbild, anhand der Geschichten ihrer beiden Großmütter – mütterlicherseits titelgebend „Mémé“ genannt. Die Soloperformance kreist um die Geschichten dieser Frauen, die sich für ihre vielen Kinder – eine war neunfache Mutter, die andere siebenfache – aufopferten, hart auf dem Feld und im Haus arbeiteten, Armut und Krieg trotzten, und an ihrem Glauben festhielten. Sarah Vanhee, selbst erst fünf Jahre alt gewesen als ihre „Mémé“ starb, beschwört die Präsenz ihrer Großmütter auf die Bühne und tritt mit ihnen in einen fiktiven Dialog, über das, was sich für die Frauen in ihrer Familie über die Generationen verändert hat, und über alles, was sie noch hätten teilen können, hätten sie mehr Zeit gehabt. Starke Frauenfiguren sind in Theater und Film heutzutage keine Seltenheit – die Stärke von „Mémé“ liegt jedoch darin, dass die Künstlerin es schafft, ohne die Abgrenzung von „toxischer Männlichkeit“ diese femininen Stärken in Szene zu setzen.

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Bühne und Objekte stammen in "Mémé" von Toztli Abril de Dios.

Dabei kommen Texte, Videos, Puppen- und Schattenspiel dezent, aber effektiv zusammen: Die Künstlerin spricht mal Englisch, mal Niederländisch und mal Westflämisch, den Dialekt ihrer Großmütter. Die Übersetzung via Projektion gelingt erstaunlich gut, trotz der vielschichtigen und multimedialen Ebenen auf der Bühne. Im Mittelpunkt steht im letzten Drittel des Solostücks eine ausladende Steppdecke im Quilting-Stil, die womöglich die Wärme und Geborgenheit symbolisiert, die von Generation zu Generation weitergereicht wird – und die der Kälte und Isolation der „Oma“ väterlicherseits gegenübersteht, welche eigentlich nur dreifache, statt siebenfache Mutter werden wollte. Insgesamt ist Mémé eine liebevolle Ode an alle Großmütter, und überzeugt mit seinem persönlichen, feinen Zugang zum Thema Mutterschaft.

Weitere Informationen und die nächsten Spieltermine sind hier zu finden.

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