„Blutiger Sommer“ im Werk X-Petersplatz

03. März 2020

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Blutiger Sommer
Morteza Tavakoli in "Blutiger Sommer" (C) Alexander Gotter

Alireza Daryanavard hat mit „Blutiger Sommer“ ein berührendes Stück über die Massenhinrichtungen politischer Gefangener im Iran ins Werk X-Petersplatz gebracht.

Die Islamische Republik im Jahr 1988. Machthaber Ayatolla Ruholla Khomeini erlässt ein Dekret, mit dem Tausende politische Gefangene zum Tode verurteilt wurden.  „Blutiger Sommer“ erzählt die Geschichten von drei Menschen, die sich persönlich nie begegnen, aber deren Schicksale sie verbinden.

Es sind Schicksale von Verfolgung, Gefangenschaft, Isolation und Folter. Simonida Selimović spielt eine schwangere Kommunistin, die zunächst von ihrem Ehemann getrennt wird und in Gefangenschaft so lange gefoltert wurde, bis sie schließlich ihr Kind verlor. Großes Lob auch an die Stimme der Schauspielerin, die singend den Verlust des Kindes symbolisch mit der Zerquetschung eines Granatapfels wirksam auf der Bühne zeigt. Morteza Tavakoli zeigt in der Rolle eines Jungen, der mit seiner Mutter einige Jahre im Gefängnis aufwuchs, wie das autoritäre Regime selbst gegenüber den Hilflosesten keine Ausnahme macht. Und Karim Rahoma kann noch so laut nach Hilfe schreien, als ihn ein Fremder auffordert, in einen Wagen zu steigen.

Blutiger Sommer
(C) Alexander Gotter

Der Regisseur des Stücks, Alireza Daryanavard, wurde im Iran geboren und lebt seit 2014 in Österreich. Am Werk X-Petersplatz bekam er erstmals 2018 für die Uraufführung seines Solostücks „Ein Staatenloser“ weitreichende Aufmerksamkeit.

Das Stück „Blutiger Sommer“ basiert auf den Erinnerungen von Zeitzeugen und Zeitzeuginnen, und ist durchsetzt von Originalzitaten und –aufnahmen, die umso mehr Bedrückung auslösen. Die drei Protagonisten halten sich immer gleichzeitig auf der Bühne auf, interagieren aber niemals direkt miteinander. Die Gefängniszellen sind somit trotzdem da, ganz ohne physische Wände um die Bühne in drei Teile zu gliedern. Die anfängliche Euphorie über den Sturz des Schahs verwandelt sich schnell in die Angst, als politisch Andersdenkender im neuen System aufzufallen. Was ist, wenn der Preis der Freiheit auf das Konto der Falschen eingezahlt wurde? „Blutiger Sommer“ regt zum Nachdenken über die Antwort auf diese Frage definitiv an.

 

Blutiger Sommer
Karim Rahoma und Simonida Selimovic in "Blutiger Sommer" (C) Alexander Gotter

 

Weitere Spieltermine und Informationen findet ihr unter:

https://werk-x.at/premieren/blutiger-sommer/

 

 

 

 

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