Fast ein Viertel aller Studierenden von Diskriminierung betroffen

14. April 2015

Nationalität, Sprache und Geschlecht sind die häufigsten Diskriminierungsgründe. 72% der Betroffenen unternehmen nichts dagegen. 

In einer heutigen Pressekonferenz wurden die Ergebnisse der im Auftrag der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) durchgeführten Studie zum Thema Diskriminierungserfahrungen von Studierenden präsentiert. Vom Institut für Höhere Studien (IHS) durchgeführt, wurden 3600 Studierende von österreichischen Universitäten und Fachhochschulen Ende 2014 online befragt.

Erschwerte Bedingungen für Drittstaatenangehörige

Am stärksten betroffen sind Studierende aus Drittstaaten. Ganze 44% berichten von Problemen bei der Jobsuche und beim Informieren über ihre Rechte. Dazu kommt es einerseits aufgrund von fehlenden mehrsprachigen Informationen, sogar auf Englisch sind sie nicht immer gegeben. Andererseits ist der Arbeitsmarktzugang für Drittstaatstudierende noch immer sehr eingeschränkt. Behördengänge gestalten sich sehr kompliziert und andere Faktoren wie das Zahlen von doppelten Studiengebühren erschweren den Studienalltag zusätzlich.

Diskriminierung aufgrund des Geschlechts

Aber auch geschlechterspezifische Diskriminierung ist präsent. Jede dritte Studentin kann von mindestens einem Zwischenfall berichten, wobei diese am Häufigsten von Lehrenden ausgehen. Neben verbalen Angriffen und Zuschreiben eines Unvermögens („Bei einer Einsichtnahme sagte der Lehrende, dass Frauen ohnehin nicht Mathematik studieren sollten“) kam es in mindestens 30 Fällen sogar zu körperlichen Übergriffen. Am häufigsten betroffen sind Studierende der Kunstwissenschaften, mit 27%.

LGBTIQ-Personen fühlen sich ebenfalls oft von Diskriminierungen betroffen. Hier fordert die ÖH eine grundlegende Systemänderung. Bei der Zulassung zum Studium etwa sollte nicht mehr zwingend angegeben werden welchem Geschlecht die Studierenden angehören.

Ausgrenzung seitens der Studierenden

Aber auch von Mitstudierenden geht Diskriminierung aus. 14% gaben an in Lehrveranstaltungen diskriminiert worden zu sein, auch in Lern-und Arbeitsgruppen kommt es dazu. Die Studie besagt, dass sich vor allem Drittstaatsangehörige von ihren Kommilitonen diskriminiert fühlen. „Bei uns in einer Gruppe war sehr offensichtlich, dass die Österreicher nur getrennt arbeiten wollten, ohne Mischung mit anderen Nationalitäten“, so ein Zitat aus den Antworten der Befragten. Aber auch Studierende aus Nord/Westeuropa sind betroffen. 19% der deutschen Studierenden berichten von Diskriminierungserfahrungen.

Forderungen der ÖH

Von den Betroffenen haben ganze 72% den Vorfall nicht gemeldet. Die ÖH fordert hierfür offizielle Anlaufstellen an allen Hochschulen, die auch dafür sorgen, dass es entsprechende Konsequenzen für die betroffenen Lehrenden und Studiereden gibt. Außerdem soll strukturelle Diskriminierung die Hürden für Drittstaatenangehörige und Frauen an den Hochschulen abbauen. Mehrsprachigkeit bei Formularen und Informationen, bewussterer Umgang mit Sprache und geschlechtergerechte Nutzung der Sprache sind weitere Maßnahmen, die Diskriminierung zukünftig entgegenwirken sollen. 

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