Größenwahnsinnig erfolgreich

28. Oktober 2015

Lena Hoschek Jubiläum

Lena Hoschek, 10 Jahre Jubiläum
Hilde van Mas

Das Jubiläum der Lena H.

Grand Ferdinand Hotel am Stubenring, man serviert Champagner mit Serrano, man trägt Rauscheröcke mit Pumps. Herzlich willkommen auf der elegantesten Pressekonferenz des Jahres: Lena Hoschek feiert ihr 10 Jahres-Jubiläum.

Lena Hoschek sieht umwerfend aus. Ihr Händedruck ist fest, ihr Augenzwinkern humorvoll, ihre Ausstrahlung erhaben. Um sie herum schwirren Frauen im Lena-Look, man lacht, schlürft, plaudert und gibt sich wie in einer Mad-Man-Szene. Gut, dass ich Bleistiftrock mit Lippenstift trage. Diese Wow-Weiblichkeit um mich herum, sie ist überwältigend – und einschüchternd. Bin ich gut vorbereitet? Wo ist nur mein Stift? Welche Frage werde ich stellen? Ist meine Frage elegant genug? Wie machteinflößend Stil sein kann.

 

Selbstdisziplin

Doch Lenas PR-Dame übernimmt meinen Job und den meiner stilvollen (durchwegs blonden) Kolleginnen. Sie interviewt das Geburtstagskind. Wir hören die Erfolgsstory der Grazerin im Schnelldurchlauf, erfahren, wie sie mit 24 ihr Atelier in einem Hinterhof aufmachte, wie sie sich selbst disziplinierte und den dazugehörigen Shop täglich um 9 Uhr öffnete, nur um sich selbst früh zur Arbeit zu zwingen. Frau Hoschek ist nicht „nur“ Kleidermacherin – (bitte nicht das Wort Designerin verwenden) – sondern Unternehmerin. Wir erfahren, wie es trotz ihrer Businessplan-Ignoranz weiter ging, von Graz nach Wien, dann nach Berlin, schließlich zum Web-Shop und von da in die Welt. Das Label Lena Hoschek ist Dauer-Liebling der Berliner Fashionweek und weltbekannte Marke für Vintage-Liebhaber von Asien bis Amerika. Inzwischen mit Business-Plan.

 

Unerreichbare Ziele

„Als Teenager habe ich meine Ziele schon unerreichbar hoch angesetzt“, sagt Lena. Wer Erfolg nur so aus der Rockfalte schüttelt, braucht wahrlich größere Herausforderungen als fade Machbarkeit. Größenwahnsinn, gesteht sie lächelnd, habe immer dazugehört. Und fleißiges Arbeiten von einem zum anderen Tag.

Glücklich machen sie Begegnungen mit Kundinnen. Für eine Dame hätte sich das Leben verändert, weil sie zum ersten Mal weibliche Mode tragen würde. Lena „kleidet“ Frauen ein – im wahrsten Sinne. Die Röcke, Kleider, Blusen machen alle eins: Figur. Es folgen nun Brautkleider und herrlich, habt ihr die Lena-Hoschek-Unterwäschekollektion bei Palmers gesehen? Zudem designt sie jetzt auch Schweizer Uhren... Läuft bei Lena.

 

Keine Rollenklischees

Was ist mit Scheitern? Nachdem der offizielle Teil vorbei ist, darf ich sie persönlich fragen. „Privat, ja, beruflich weniger. Aber ich habe Scheitern gefühlt, als Mitarbeiter gekündigt haben. Wenn du gute Leute verlierst, denkst du um.“ Lena erzählt, dass sie bis vor drei Jahren noch kein Back-Office hatte, dass das Team wie eine Familie war und jeder quasi 10 Jobs machen musste. Das war zuviel. „Heute probiere ich weniger cholerisch zu sein, meine Launen nicht bei der Arbeit herauszulassen, ich probiere eine Art Hippie-Führerin zu sein“, sagt sie und ich muss grinsen. Lady Lena als Hippie? Aber im Ernst, ist das „emotionale“ Führen eine typische  Chefinnen-Problematik? „Nein, überhaupt nicht.“ Lena mag Rollenklischees nicht, sie sieht wenig Unterschiede zwischen Frauen und Männern. „Ich bin sicher selbst in vielen Dingen eher männlich. Wenn mein Mann und ich im Restaurant bestellen, werden nicht selten unsere Bestellungen vertauscht. Dabei trinkt er den Weißwein und ich das Bier.“ Nun, die mangelnden Unterschiede macht sie in ihrer Mode wieder wett.

Letzte Frage an die bekennende Größenwahnsinnige: Was willst du bis zum 20. Jubiläum erreichen? – „Ich möchte weltweit erfolgreich sein. Aber in Österreich leben können. Ich liebe Österreich.“

 

Klingt zu machbar, Lena.

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