"Nach dem Häupl kommt nur mehr die Finsternis"

29. April 2017

Noch 25 Jahre wird die SPÖ in Wien den Bürgermeister stellen. Das prognostizierte Michael Häupl in besseren Zeiten in einem biber-Interview. Nach dem gestrigen Parteitag würde wohl selbst Häupl kaum mehr wetten, dass die Sozialdemokraten nach der nächsten Wiener Gemeinderatswahl im Jahr 2020 noch die Nummer Eins sind. Die Partei ist völlig zerstritten.

Bei der Wahl zur SPÖ-Führung straften sich am Samstag beim Parteitag der sogenannte „linke“ und der „rechte“ Flügel am Parteitag gegenseitig ab. Häupl bekam nur eine äußerst schwache Zustimmung von 77 Prozent der rund 950 Delegierten. Beim letzten Mal waren es noch mehr als 95 Prozent.

Intrigante Parteifreunde

Wohnbaustadtrat Michael Ludwig, der gerne Bürgermeister anstelle des Bürgermeisters wäre, wurde überhaupt nur mit katastrophalen 67 Prozent bedacht. Ein Minus von 23 Prozent im Vergleich zur letzten Wahl. Bisher galt in der Partei: Jedes Ergebnis unter 80 Prozent an Zustimmung durch die SPÖ-Funktionäre wird als herbe Niederlage interpretiert. Damit ist Ludwig bereits beschädigt bevor er an die Spitze darf.

Frustrierte Parteifreunde haben ihn voreilig zum Kronprinzen erklärt und damit ihm und der Partei schwer geschadet. Häupl wiederum hat es irgendwann verabsäumt, die Partei in ihrer ganzen ideologischen Breite zu repräsentieren, die ernst zu nehmende Panik vieler Sozialdemokraten vor immer mehr Flüchtlingen und Migranten zu nehmen und einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin aufzubauen. 

Lauter Adabeis 

Der Bürgermeister selbst wird erst 2018 abtreten. Und so werden bis dahin die internen Grabenkämpfe weitergehen – befeuert von den Medien, die sich am Unglück der einst so stolzen und bisher geeinten Wiener Arbeiterpartei erfreuen. 

„Nach dem Häupl kommt nur mehr die Finsternis“, ließ uns bereits vor der Wahl ein älteres SPÖ-Mitglied in der letzten Reihe wissen. „Der war der Letzte, der was drauf'  hatte. Die neuen sind alle nix – nur lauter Adabeis“, so der verbitterte Genosse aus Stadlau.

Ein guter Tag für Gudenus, Strache und Co 

Unabhängig davon, wie man zu Häupl stehen mag. Er hat für die Wiener SPÖ schwierige Wahlen gewonnen, dabei immer Haltung gezeigt und sich nicht vom Boulevard treiben lassen. Oft gegen den Trend - wie zum Beispiel 2015 mit einer klaren „Pro-Flüchtlings“-Politik. Wer für die SPÖ 2020 in Wien Wahlen gewinnen soll, steht derzeit in den Sternen. 

Für Gudenus, Strache und Co war gestern ein guter Tag.   

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