Nur die Leistung zählt!

09. August 2016

relay-race.jpg

Leichtathletik; Lauf; Sport; Leistung; Frauen
pixabay

Welche Sportarten sind es eigentlich Wert, über sie zu berichten? Würde man sich nach den Medien richten, gäbe es nur eine richtige Antwort: Fußball. Je nach Jahreszeit und besonderen Ereignissen kommt eventuell noch Schifahren hinzu (besonders für die Österreicher!), vielleicht Radfahren, Leichtathletik und Beach-Volleyball. Oh, und ganz wichtig: Formel Eins! Wenn ein paar Rennfahrer lebensmüde ihre Kreise ziehen und versuchen, nicht dabei zu sterben.

Als Formations-Tänzerin bin ich es gewohnt, dass meine Sportart nicht ernst genommen wird:

  • Was machst du so in deiner Freizeit?
  • Ich tanze.
  • Aha. Machst du auch irgendeinen Sport?

Aber im Grunde können die Leute ja nichts dafür. Sie bekommen nur das mit, was ihnen durch die Öffentlichkeit vermittelt wird. Als ich letztens von der Staatsmeisterschaft der Latein-Tänze, die für viele Tänzer das wichtigste Turnier im Jahr ist, nach Hause fuhr, gab es nur eine Sport-Schlagzeile im Radio. Irgendein Fußball-Verein aus weiß-der-Kuckuck-wo spielte gegen einen anderen. Keine Ahnung, wer gewann. Ist auch völlig irrelevant. Aber da wurde mir erst richtig klar, wo das ganze Geld liegt – nämlich definitiv nicht im Tanzsport.

Ein Freund von mir erzählte mir neulich, dass er Fußball spielt, um sich neben seinem Jus-Studium Geld dazuzuverdienen. Sein Verein sei irgendwo im Nirgendwo, der sei nicht so bekannt, sagte er mir. Dort geht er eben zwei Mal die Woche ins Training und hin und wieder hat er am Wochenende ein Match. Bitte wie? Und dafür bekommt er auch noch Geld? Ich trainiere fünf bis sechs Mal die Woche, habe schon einen Staatsmeistertitel – und trotzdem zahle ich für mein Training. Irgendwas läuft hier definitiv falsch.

Wenn ich so darüber nachdenke, bin ich doch froh, dass es Olympia gibt – trotz all der Negativ-Schlagzeilen und „ist doch völlig Banane“-Postings. Damit auch mal ein paar Randsportarten die Chance haben, sich zu beweisen. Nur weil sie nicht ständig in den Schlagzeilen sind, heißt es nicht, dass das Leben eines Kletterers oder eines Synchronschwimmers leichter ist als das eines Fußballers. Leistungssport ist Leistungssport. Egal ob man damit viel Geld verdient oder nicht. Ich wage sogar zu behaupten, dass das Leben eines Randsportlers wesentlich schwieriger ist als das des Mainstream-Sportlers. Neben dem vielen Training auch noch eine Ausbildung machen, studieren, arbeiten – weil man mit einer Randsportart nicht unbedingt viele Sponsoren findet – ist hardcore. Bis spät am Abend trainieren und am nächsten Morgen früh aufstehen und arbeiten. Tag für Tag. Und da sag mir mal einer, es sei kein Leistungssport!

Blogkategorie: 

Das könnte dich auch interessieren

Foto: Zoe Opratko
Zum Abschied gibt es kein Trompeten­...
Foto: Marko Mestrović
Ob Hijabi-Style, koschere Perücken oder...
Foto: Marko Mestrović
Nicht über die Communitys zu sprechen,...

Anmelden & Mitreden

15 + 2 =
Bitte löse die Rechnung