Pretty in Pain - Trümmerherz im Werk-X Petersplatz

21. Mai 2022

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Lukas David Schmidt, Anna Zöch, Bettina Schwarz und Felix Krasser in "Trümmerherz" von Bernhard Bilek. ©Alex Gotter

Bernhard Bilek machte aus den Erinnerungen seiner Großmutter im Wien der Nachkriegszeit ein Theaterstück. Uraufgeführt wurde es im Mai am Theater Werk-X am Petersplatz.

Die junge Rudi ist eine begeisterte Boogie-Woogie-Tänzerin und steht mit Anfang 20 zwischen zwei Männern: Der eine ist ein dümmlich-gutherziger Liebling ihrer verwitweten Mutter, der andere ein flamboyanter Draufgänger mit blonder Tolle, und ordentlich Schwung in der Hüfte. Rudis Schwester, Boogie-Tanzkollegin und enge Freundin Mitzi, gespielt von Josefine Reich, zieht der Liebe wegen mit einem amerikanischen Besatzungssoldaten in die Staaten – Rudi muss wichtige Entscheidungen also alleine treffen, was bekanntlich niemals einfach ist. In der kleinen Wiener Wohnung dominieren immer noch der Verlust von Rudis und Mitzis Vater, der als Kommunist den Nazi zum Opfer gefallen war, Geldknappheit, ein verlorenes Kind und das bedrückende Schweigen, welches Wien zu Nachkriegszeiten in einen undurchdringlichen, grauen Schleier hüllte. Anna Zöch begeistert auf der Bühne nicht nur mit ihren Boogie-Woogie-Moves, sondern verkörpert überzeugend die sture aber gleichzeitig zerbrechliche Rudi. Felix Krasser sorgt als liebenswürdig naiver „Beppi“ auch für den einen, oder anderen Lacher, so ausweglos die Situation doch erscheint. Lukas David Schmidt macht mit seinen hypnotisierenden Hüftschwüngen dieses bizarre Liebesdreieck komplett. Bettina Schwarz als harte aber herzliche „Mitzi-Mama“ versucht für Ordnung zu sorgen, wo es nur geht.

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Rudi, ihre Mutter und Schwester Mitzi kommen aus einem matriarchalen Haushalt. Nicht nur der Verlust des Vaters an die Nazis schmerzt ihnen. ©Alex Gotter

Entstanden ist „Trümmerherz“ aus den Erinnerungen der mit 90 Jahren verstorbenen Großmutter des Autors Bernhard Bilek. Aus den Fragmenten schafft er mit wenigen, aber effektiven Mitteln einen Raum, der die Dunkelheit der kriegsgebeutelten 50er Jahre widerspiegelt. Durchbrochen wird diese Dunkelheit mit den atemberaubend schönen pastellfarbenen, schillernden Köstumen von Moana Stemberger. Großartige musikalische Unterstützung gibt es live auf der Bühne von Musikerin Nadine Abado. „Trümmerherz“ ist ein ungeschöntes, aber gleichzeitig liebevolles Stimmungsbild einer Familie, die im Chaos zwischen Vergangenheit und Zukunft eine möglichst rosige Gegenwart etablieren möchte.

Inszeniert wurde „Trümmerherz“ von Martina Gredler, die mit Bernhard Bilek gemeinsam der Verein Wiener*innen Wahnsinn gründete. Der Verein soll Frauen, nicht-binären und queeren Künstler*innen fördern.

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Beste F(r)einde? Ein Liebesdreieck zwischen Rudi und zwei Männern macht das Chaos komplett. ©Alex Gotter

Mehr Informationen gibt es hier.

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