Von Strache verklagt

25. Mai 2016

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djmosaken
Foto: Alp Keser

Nicht einmal ein Jahr ist es her, dass  bei der Amokfahrt in Graz drei Personen getötet und 36 Passanten verletzt wurden. Nicht einmal ein Jahr ist es her, dass FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache kurz darauf in einem Facebook-Posting die Herkunft des mutmaßlichen Täters ins Spiel brachte.  Nicht einmal ein Jahr ist es her, dass der Wiener Dj Mosaken  auf seiner privaten Facebook-Seite untereinander Fotos von Adolf Hitler und Heinz-Christian Strache postete. Und den Eintrag mit dem Kommentar "Kein Respekt für Volkshetzer!" versah. Daraufhin reagierte Strache mit einer allbekannten Reaktion: Er verklagte ihn.


Interview von Sara Mohammadi

 

biber: Wie hast du dich gefühlt, als du die Klage von Strache erhalten hast?

Dj Mosaken: Die FPÖ ist bekannt dafür, Anzeigen an Influencer und Leute, die ihre Meinung frei gegen sie äußern, rauszuschicken. Ich kenne selbst einige, die angezeigt wurden von Herrn Strache oder der FPÖ. Viele haben einfach die Strafe bezahlt und hätten sich nicht getraut, vor Gericht zu gehen. Ich aber wollte von Anfang an für meine und die Meinungsfreiheit aller Österreicher kämpfen. In der ersten Instanz wurde mir da auch Recht gegeben. Mir war das von Anfang an klar, warum ich denen ein Dorn im Auge bin und warum ich diese Klage bekommen habe. Ich bin ein junger Österreicher mit Migrationshintergund, der genau dem widerspricht, was die FPÖ promotet: Ich habe eine Arbeit, ich habe in Österreich studiert, ich liebe dieses Land, ich habe 1,3 Millionen Fans auf Facebook, die wissen wollen, was ich denke. Überall wo ich auf der Welt bin sage ich mit Stolz: Ich komme aus Österreich. Ich bin aber nicht stolz auf die Art der Politik, die die FPÖ betreibt.  


biber: Strache hatte ja zunächst den Prozess verloren. Doch dann hat er gegen das Urteil Berufung erhoben und du wurdest zu einer Geldstrafe verurteilt. Was war deine Reaktion darauf?

Dj Mosaken: Herr Strache hat gegen das freisprechende Urteil des Landesgerichtes für Strafsachen Berufung erhoben. In der Berufungsverhandlung hat das Oberlandesgericht  Wien das Urteil abgeändert und mich zu einer Geldstrafe verurteilt. Weiters muss ich die Prozesskosten für beide Instanzen bezahlen. Das Gericht hat in der Urteilsbegründung festgehalten, dass meine Kritik an Straches hetzerischen Postings inhaltlich völlig berechtigt ist; durch das beigefügte Hitler-Foto sei aber der Eindruck entstanden, ich würde Strache in allen Punkten mit dem Massenmörder Hitler vergleichen. Dieser Vergleich sei aber unzulässig. Meine Argumente, dass ich ja nur das Ausgrenzen, Beschimpfen und Verhöhnen von Minderheiten durch Strache & Co kritisiert hätte, wurden vom Gericht leider nicht als ausreichend betrachtet. Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, wieso auf einmal das bisherige Urteil umgedreht wurde. 


biber: Nun gibt es eine Fundraisingaktion für die Prozesskosten, die du selbst bezahlen musst. Wie ist es dazu gekommen?

Dj Mosaken: Eine Freundin hat das gestartet und es ist an einem Tag schon jede Menge zusammengekommen. Ich bin gerührt und begeistert von dieser Aktion, die großteils von meinen Freunden gestartet wurde. Sie zeigen sich solidarisch mit mir. Was wünscht man sich mehr?

Das Geld werde ich aber spenden und die Strafe zahle ich trotzdem aus eigener Tasche. 


biber: Fühlst du dich durch dieses Urteil in deiner Meinungsfreiheit und künstlerischen Freiheit verletzt?

Dj Mosaken: Ich finde es schade, dass Strache sich viele Beleidigungen leisten darf, wenn er aber selbst einmal hart kritisiert wird, dann sofort zum Gericht läuft und ihm dieses – leider – recht gibt. Das Urteil ist sehr zu bedauern und ein weiterer Puzzleteil, damit Kritiker von Strache zum Schweigen gebracht werden. Eine Partei, die Computerspiele, die "Moschee Ade" heißen, auf ihrer Website online stellt, wo man auf Moscheen und Muezzins schiesst, will mit Samthandschuhen angefasst werden. 


biber: Wie stehst du zum Wahlergebnis?

Dj Mosaken: Ich freue mich über das Wahlergebnis. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Immerhin haben sich so viele Leute für einen rechten Präsidenten ausgesprochen. Das regt einen schon zum Überlegen an. Ich glaube, es muss in den nächsten Jahren sehr viel gemacht werden, um die Leute ein bisschen mehr zusammenzuführen. Es muss viel mehr gemacht werden in Richtung Integration. Leider arbeiten Parteien wie die FPÖ genau dagegen und nutzen die Ängste der Österreicher, um Wählerstimmen für sich zu gewinnen. Ich hoffe, dass unser neuer Bundeskanzler und auch der neue Präsident einen guten Job machen werden, um das zu verbessern. Wien war schon immer multikulti und so soll es auch bleiben.

 

Link zu der Fundraisingaktion: https://www.generosity.com/volunteer-fundraising/wir-erklaren-uns-solida...

 

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