Ein echter Tschusch geht nicht unter

28. September 2010

 A Tschusch is a Tschusch, sagt der Mundl, die filmische Verkörperung der Urwiener Seele aus der Kultserie. Umso besonderer ist es, dass grad der Wiener Hiphoper mit kroatischen Wurzeln Kid Pex in einer Gastrolle den neuen Mundl-Fim ordentlich aufmischt.

 

von Monika Bratić und Julia Spicker (Foto)

 

„I geb da glei a Watschn, dass dir 14 Tog der Schädl wocklt“, brüllt und stänkert Mundl in der 70er-Jahre Serie „Ein echter Wiener geht nicht unter“. Edmund „Mundl“ Sackbauer, die Hauptfigur der Sendung, lebt mit seiner Familie in Wien und fällt durch seine derbe, aber auch sehr witzige Ausdrucksweise auf. Er spiegelt eigentlich den Stereotypen des „gemeinen Wieners“ wieder – er ist gegen alles und jeden und nimmt sich kein Blatt vor den Mund. Insbesondere mag er die Türken und Jugos auf der Baustelle nicht und überhaupt: „Alles was kein Wiener ist, ist ein Tschusch für mich. Wurscht, ob er aus Sankt Pölten, Buxtehude, Japan oder aus dem Urwald kommt.“ Dass gerade Mundl im zweiten „Ein echter Wiener geht nicht unter“-Film Verstärkung in Form eines Tschuschen kriegt ist somit sehr verwunderlich. Der junge Wiener Rapper Petar Rosandić aka. Kid Pex, konnte sich beim Casting gegen mehrere Bewerber durchsetzen und bekam die Rolle des guten Freundes von Mundls Urenkerl. Man machte es ihm einfach – er spielt sich selbst: „Ich habe eine sehr ruhige und schlichtende Rolle, der Urenkel vom Mundl ist Hip-Hopper und probt in einem Studio, das ich auch benutze“, erklärt der Neo-Schauspieler. „Als es einmal zum Streit mit dem Besitzer vom Tonstudio kommt, greife ich ein und schlichte die Situation. Wie ich es im echten Leben auch machen würde.“ Ein Ausländer als Friedensvermittler? Sehr ungewöhnlich. Denn meistens spielen Ausländer Kriminelle und andere zwielichtige Gestalten. Trotzdem mag ihn Mundl nicht. Aus Prinzip.

 

Vom Plastiksackerl in die Charts
Besonders ist auch, dass Petar, der unter dem Namen „Kid Pex“ auftritt, mit seinem Song „Plati mi piče“ (auf Deutsch: Bezahl mein Getränk) auf dem Mundl-Soundtrack zu finden sein wird. Nicht das erste Erfolgserlebnis in der Karriere des jungen gebürtigen Kroaten. Der selbsternannte „Tschuschenspitter vom Dienst“ schaffte es dieses Jahr bereits in die Charts, sein zweites Album „Bečko čudo“ („Wiener Wunder“) war zwar nur auf Platz 54, aber für einen BKS1-Album, eine beachtliche Leistung. Außerdem nahm er den Track „Kako je u Becu“ („Wie es in Wien ist“) mit dem serbischen Rap-Superstar „Juice“ auf. Das verhalf ihm zu einer beachtlichen Bekanntheit in der ex-jugoslawischen Hiphop-Szene.

Das erste Album von Kidpex, „Gastarbeiterlife“ verkaufte er noch selbst. „Ich bin mit einem Plastiksackerl voll mit CDs durch die Clubs gewandert und habe versucht sie an die Leute zu bringen. Einfach war es nicht, doch ich hab mein Plastiksackerl meistens leer bekommen“, erzählt Petar von seinen ersten Schritten in der harten Wiener Hiphop-Szene. Mit seinem Auftritt im neuen Mundl-Film wird seine Bekanntheit hierzulande sicher über Wiens Grenzen hinausgehen.

Der jugoslawische Mundl
Petar gibt zu, dass er den Mundl bis zu seinem Engagement nicht kannte: „Ich bin mit neun Jahren nach Österreich gekommen, manche Sachen sind an mir vorbeigegangen, dafür kenne ich ihn jetzt umso besser“, scherzt er. Als er sich die Serien das erste Mal anschaute, konnte er aber auch Parallelen zu typischen Proleten aus Ex-Jugoslawien erkennen. „Einen Mundl gibt’s in Bosnien, Kroatien und Serbien – fluchende, Bier trinkende Patriarchen, die gerne Tobsuchtsanfälle bekommen – im Endeffekt aber nichts zu sagen haben, weil ihren Frau schlussendlich die Entscheidungen treffen. Kommt uns das bekannt vor? Ja, entweder es ist die Rede von unserem bosnischen, kroatischen, serbischen Vater oder eben vom Mundl“, grinst Petar, als er uns seine Sicht von Mundl erklärt.

Der Film wird im Dezember 2010 in die Kinos kommen. Biber kann Petars Auftritt kaum erwarten und freut sich schon auf den „Tschuschen“ im Kino.

 

Weitere Infos:

www.myspace.com/kidpex

www.mundl.net

 

 

wer ist er:

 

name: petar rosandić aka. kid pex

herkunft: zagreb, kroatien

alter: 25

beruf: rappt auf kroatisch

 

 

 Ein echter Wiener geht nicht unter

 

„Ein echter Wiener geht nicht unter“ ist eine ORF-Serie, die in den 70er-Jahren lief. Hauptfigur ist der Prolet, Edmund „Mundl“ Sackbauer, der mit seiner Familie in einer Wiener Mietwohnung lebt und durch seine derbe, aber auch sehr witzige Ausdrucksweise der Sendung den besonderen Schliff gibt.

 

 

 

 

MUNDL’s beste SPRÜCHE

 

  • Halt die Goschn, heast. Wenn ich red, hast du Pause.

Deutsch: Bitte sei ruhig. Wir können nicht gleichzeitig reden.

  • Heut' is a Scheißtag. Das hab ich schon im Urin g'spürt beim Aufstehn.

Deutsch: Heute ist kein guter Tag. Das habe ich schon heute früh beim Aufstehen bemerkt.

  • Wenn du Zniachtl nicht gleich eine Wolkn bist, kriegst a Fotzn.

  • Was sie da sagen, ist ein aufglegter Schas.

Deutsch: Was sie da sagen, ist nicht korrekt.

  • Lesen ist der größte Scheiß. Das macht die Leut nur deppert.

Deutsch: Lesen ist nicht gut.

  • Ich trink kein Wasser. Ich will doch nicht inwendig verrosten.

  • Ich bin ja nur froh, dass mir net so ins Hirn gschissen haben wie dir.

  • Es gibt jede Menge Tschuschen, da fährt die Eisenbahn drüber. Alles, was kein Wiener ist, ist praktisch ein Tschusch. Wurscht, ob er aus Sankt Pölten, Buxtehude, Japan oder aus dem Urwald kommt.

 

Anmelden & Mitreden

2 + 2 =
Bitte löse die Rechnung