„Herr Kurz, Sie sind meine letzte Hoffnung.“

19. Mai 2016

Mein Name ist Sidra, ich bin 14 Jahre alt und komme aus Syrien. Ich bin ein Flüchtlingskind. Eines von vielen unbegleiteten Kindern, die vor dem Terror geflohen sind. Ich bin alleine hier. Mein Vater ist tot. Lange wusste ich nichts von seinem Tod, weil meine Mutter meinen Bruder und mich beschützen wollte. Ich lebte in der Hoffnung, dass ich meinen Papa bald wieder sehen würde. Doch dann erfuhr ich die Wahrheit und war am Boden zerstört. Warum ich alleine da bin, obwohl ich eine Familie habe? Ganz einfach, meine Mutter hatte nicht genug Geld für uns alle. Warum sie gerade mich wegschickte und nicht meinen Bruder? Tja, das erkläre ich Ihnen. In Syrien ist es für Mädchen in meinem Alter besonders gefährlich.

Von Schleppern erpresst, vom IS vergewaltigt

Sie werden zuerst gefangen genommen, danach werden sie von den IS- Kämpfern vergewaltigt und anschließend getötet. Dieses grausame Schicksal wollte mir meine Mama ersparen und verkaufte alles, was wir hatten, um für mich die weite Reise nach Europa zu bezahlen. Zumindest jemand sollte gerettet werden. Mein Leben ist ihr wichtiger als ihres. Es war eine lange, sehr anstrengende Reise. Immer wieder wollte ich aufgeben und zu meiner Mama zurück. Oft hatte ich Selbstmordgedanken, aber diesen Schmerz wollte ich meiner Mama nicht bereiten und entschied mich zu kämpfen.  Alles was ich hatte, wurde mir unterwegs gestohlen. Das letzte Hab und Gut, das ich von meiner Mama bekommen hatte. Als ich in Österreich ankam, erfuhr ich, dass meine Mutter von den Leuten, mit denen ich reisen durfte, ständig erpresst wurde. Sie drohten ihr damit, mich unterwegs zurückzulassen oder ins Meer zu werfen, wenn sie ihnen nicht noch mehr Geld schickte. Immer und immer wieder. Zum Glück bin ich jetzt hier. Ich bin sehr dankbar. Österreich ist wirklich ein tolles Land, mit vielen hilfsbereiten Menschen, die mir in dieser schweren Zeit geholfen haben.

Ich weine jeden Tag aus Angst um meine Familie

Warum ich schreibe? Ich möchte „danke“ sagen. Danke für alles, was Sie bisher für mich und andere Flüchtlinge getan haben und weiterhin tun. Danke für die Hilfe. Jeden Tag denke ich an meine Flucht zurück und bete. Ich bete dafür, dass auch meine Mama und mein Bruder bald aus Syrien weg können. Ich habe große Angst um sie. Jeden Tag weine ich. Ich habe Angst, dass ich sie telefonisch nicht mehr erreichen kann, weil sie nicht mehr leben. Sie sind umzingelt von Terroristen und es ist nur eine Frage der Zeit, dass auch sie Opfer ihrer grausamen Taten werden. Ich würde ihnen gerne helfen, aber ich weiß nicht wie. Ich bin machtlos, denn ich bin nur ein Kind. Meine Mama ist schwer krank, sie kann nicht gehen und somit nicht vor dem Bösen fliehen. Es fehlt ihr auch das Geld, weil sie mit dem, was sie hatte, mein Leben gerettet hat. Bitte helfen Sie mir, meine Mama bald wieder in die Arme zu schließen. Sie sind meine letzte Hoffnung! 

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