„Keine Basis mit der FPÖ“

13. Juli 2017

Etwas mehr als zwei Prozent der Schüler in Wien sind Flüchtlingskinder – diese seien aber höchst ungleich verteilt. SPÖ-Politiker Jürgen Czernohorszky über ein unfaires Schulsystem und seine „0,0 Prozent“ Gemeinsamkeit mit der FPÖ.

Von Simon Kravagna


Bildungsstadtradt Jürgen Czernohorsky
Marko Mestrovic
biber: Herr Czernohorszky, wie viele Schulen haben Sie denn schon so besucht?
Jürgen Czernohorsky: Ich glaube es waren so 83 Schulen.

Ihre Lieblingsschule bisher?
Selbst wenn ich eine hätte, würde ich es nicht sagen. Es gibt wirklich viele tolle Schulen.

Gut, aber welche Schule hat Ihnen in letzter Zeit besonders gut gefallen?
Die Volksschule Kindermanngasse im 17. Bezirk zum Beispiel. Oft merkt man schon, wenn man in eine Schule rein geht, ob dort mit Freude gelernt wird oder nicht.

Und welche Schule war besonders schlecht?
Es gibt Schulen, wo bei den Kindern anfangs große Sprachdefizite vorhanden sind oder viele die Schere oder den Stift noch nicht halten können. Gerade dort sind aber oft besonders tolle Lehrer-Teams im Einsatz, die eben Unterstützung brauchen. Ab Herbst helfen zum Beispiel 14 neue SchulpsychologInnen mit.

Viele Politiker haben ihre Kinder in einer Privatschule. Wie ist das bei Ihnen?
Meine beiden Töchter gehen in öffentliche Schulen direkt in unserem Wohnumfeld.

2,3 Prozent der Wiener Schüler sind Flüchtlingskinder. Ein Problem?
Die Flüchtlingskinder für sich genommen sind kein besonderes Problem. Die Herausforderungen sind in jenen Schulen groß, in denen insgesamt bereits sehr viele Kinder eine besondere Betreuung brauchen. Viele davon sind Neue Mittelschulen.

Ist das fair?
Das ganze Schulsystem in Österreich ist nicht fair, weil Kinder mit 10 Jahren in verschiedene Modelle gedrängt werden. Wir können keine AHS zwingen, ein Flüchtlingskind zu nehmen. Die können immer sagen, dass ein Kind nicht ‚gut’ genug ist. Es gibt aber auch Gymnasien in Wien - wie die AHS Anton Krieger Gasse - die sich wirklich sehr um Flüchtlingskinder bemühen.

Im Herbst wird gewählt und Kanzler Kern signalisiert mit einem „Kriterienkatalog“, dass auch eine Koalition mit der FPÖ möglich ist.
Der Kriterienkatalog ist in Ordnung. Nur nach außen wird das jetzt leider oft als inhaltliche Öffnung der SPÖ in Richtung FPÖ verstanden. Es gibt aber keine Basis mit der FPÖ und ich sehe es auch als wichtige Aufgabe, noch klarer zu sagen, was uns trennt.

Wie viel Prozent an inhaltlicher Überschneidung mit der FPÖ gibt es?
Ich möchte dies am Beispiel des Integrationsbereichs in Wien beantworten. Egal, was wir beschlossen haben, die FPÖ hat im Gemeinderat „Nein“ dazu gesagt. Die Zustimmung der FPÖ zu unserer Politik war bisher konkret 0,0 Prozent. Die FPÖ möchte erst Integration verhindern, um später zu sagen, sie funktioniert nicht. Das ist ein Politikzugang, der eine Zusammenarbeit nicht möglich erscheinen lässt.


Wer ist er:
Name: Jürgen Czernohorszky
Funktion: Stadtrat für Bildung und Integration in Wien
Herkunft: Steiermark
Besonders: Hat mit Auszeichnung maturiert

 

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