Nana saves the Christmas Day

07. Januar 2014

 

Nachdem sämtliche Weihnachtslieder verstummt sind und der Einkaufsstress für viele abgeebbt ist, geht’s bei den Orthodoxen erst so richtig los.


Nach julianischem Kalender feiert der Großteil der orthodoxen Christen am 6. Jänner Heiligabend und am 7. Jänner den Christtag. Die Bräuche unterscheiden sich je nach Region und  Familie. Anstatt euch jetzt jeden einzelnen Brauch zu erklären, möchte ich von etwas berichten, das so ziemlich jede Familie gleich erlebt: den Stress der Frauen. Da das Essen zu sämtlichen Feiern und somit auch zu Weihnachten eine große Rolle spielt, wird ein Festmahl vorbereitet. In meiner Familie wird diese Aufgabe bravourös von meiner Oma, liebevoll Nana oder Nani gennant, gemeistert und ich hab' mich bei ihr erkundigt, was sie denn so alles zu tun hat.

 

Das weihnachtliche Ermahnen

Am 6. Jänner wird den ganzen Tag gefastet, das heißt keinerlei tierische Produkte und kein Fleisch, ausgenommen Fisch. Der Tag beginnt mit einem Fasten-Frühstück, klassischerweise Sardinen mit Zwiebeln und Brot. Danach macht sich meine Oma daran, die Bohnen zu kochen, die vier Kilogramm Karpfen nach serbischer Art und die Fischsuppe zuzubereiten. Das Spanferkel für den Tag danach schiebt sie heute schon in den Ofen. Früher waren mein Opa oder mein Onkel dafür zuständig, das Spanferkel abzuholen. Es ist jedoch schon vorgekommen, dass man dann ein paar Stunden auf ihre Rückkehr warten musste. Um sich also nicht zu ärgern, hat meine Oma das nun selbst in die Hand genommen. Opa meint, das sei deshalb, weil er kein glückliches Händchen fürs Fleisch hätte. Oma Olga wirft ihm einen “Wer’s glaubt”-Blick zu.

Während wir plaudern, macht sich mein Opa zum Weggehen fertig. Er drückt seiner Frau einen Kuss auf die Stirn und sie ermahnt ihn: „Wenn du in der Nacht was isst, komm nicht auf die Idee, das Fasten zu brechen! Weißt du was, am besten, du isst gar nichts!“. Die Hauptaufgabe der Frau des Hauses ist es, alle zu ermahnen, was man an den Feiertagen machen darf und was nicht.
 

Ziemlich einseitige Arbeitsteilung

Am Weihnachtstag steht meine Oma schon um fünf Uhr früh auf, denn es gibt einiges zu erledigen: Suppe, Sarma, Vorspeisen, Salate und das Wichtigste, die “česnica”, das Weihnachtsbrot zubereiten. Ins Weihnachtsbrot steckt sie symbolisch eine Münze für Geldsegen, ein Stückchen Eichenast für den Fortschritt, Basilikum für die Gesundheit und eine Bohne für die Fruchtbarkeit. Jedes Familienmitglied bricht sich ein Stück ab und was man bekommt, das begleitet einen das ganze Jahr hindurch. Für die Süßigkeiten ist meine Mama zuständig. Auf die Frage, was mein Opa eigentlich macht, antwortet meine Oma: „Natürlich nichts!“. Er protestiert und erklärt, seine Aufgabe sei es eben, der Gastgeber zu sein. Am Weihnachtsabend ist es dann Zeit für die Bescherung, meine Oma hat freilich für jeden von uns etwas besorgt.

Die Männer kümmern sich in der Regel um die Getränke - hier mein Onkel beim Rakija Kochen/Flambieren.

Zu Weihnachten gratuliert man einander im Serbischen mit “Hristos se rodi” (z. Dt. “Christus wurde geboren”) und das Gegenüber antwortet “Vaistinu se rodi” (z. Dt. Ja, wahrlich, er wurde geboren). In diesem Sinne: Hristos se rodi, ein gesegnetes Weihnachtsfest an alle, die es feiern, und ein Hoch auf unsere fleißigen Frauen, ohne die Weihnachten kein Familienfest wäre!

 

P.S.: Ein großes Danke an meine Freundin und Kollegin Nour Khelifi, deren Idee es war, der Schufterei der Frauen einige Zeilen zu widmen.

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