Nasreddin Hoca, das Pendant zu Till Eulenspiegel

09. August 2008

In diesem Jahr wird der 800. Geburtstag des Schelms und Menschenkenners, des Spaßvogels des späten Mittelalters, Nasreddin Hoca, der unter den Seldschuken-Sultanen im 13. Jahrhundert mit all seinen Schabernack-Geschichten als Imam gewirkt hat.

Das Leben eines Schelms
Der weise Narr und Held der türkischen Volksliteratur hat im 13. Jahrhundert unter den Seldschuken-Sultanen in der Provinz Konya gelebt. Geboren im Jahre 1208 bei Sivrihisar bekleidete er dort bald die Würde eines Imams (Vorbeter in der Moschee). Im Alter von 29 Jahren übersiedelte er nach Aksehir, wo er bis 1284/85 lebte. Seine Werke, vor allem Schwänke und Anekdoten, wurden nicht schriftlich hinterlegt, sondern mündlich von Generation zu Generation überliefert. Eine große Zahl von Anekdoten ist von diesem volkstümlichen Lehrer und Geistlichen erhalten, der ein wenig an sein deutsches Pendant, Till Eulenspiegel, erinnert.

Erst der Orientalist Ignacz Kunos, der die Gebiete Aydin und Konya bereiste, sammelte dort akribisch die tiefsinnigen und humorvollen Überlieferungen des Hodschas aus Volkes Mund. In seinen Erzählungen ist feinsinniger und mehrdeutiger Humor zu erkennen, der an Seitenhieben gegenüber Mitmenschen und auch den Mächtigen seiner Zeit nicht sparte. Die Geschichten von Nasreddin Hoca sind in viele verschiedene Sprachen übersetzt. Zum Andenken entschied die UNESCO das Internationale Nasreddin Jahr 1996/97 auszurufen.

Weiße Stadt im Herzen der Türkei
Aksehir (zu Deutsch: Weiße Stadt) liegt nördlich von Antalya in der Provinz Konya, am Fuße der Sultanberge. Beim Flanieren in der "Stadt des Lachens" erkennt der Besucher bald die unterschiedlichen Bauepochen. Von der Ulu Moschee aus der Seldschuken-Zeit über die Imaret Moschee aus dem Osmanischen Reich bis hin zum Hauptbahnhof im Wilhelminischen Stil bietet die Stadt eine Fülle von Sehenswürdigkeiten.

"Der Klang des Geldes"
Viele der schönen Anekdoten von Nasreddin Hoca behandeln das Leben auf dem Markt und den Umgang der Menschen. So ging Nasreddin eines Tages durch den Basar, als er Geschrei aus einer Garküche hörte. Er rannte hin, um nachzusehen, was geschah, und sah einen Wirt, der einen Bettler am Kragen packte und unerbittlich schüttelte, weil dieser nicht zahlen wollte. "Was ist denn los?" fragte Nasreddin. Der Wirt brüllte: "Dieser Landstreicher hat einen Fladen aus der Tasche geholt und diesen solange über meinen Bratspieß gehalten, bis er nach Fleisch roch und damit doppelt so gut schmeckte. Jetzt will er aber nicht zahlen."

Daraufhin sprach Nasreddin zum Bettler: "Es ist nicht in Ordnung, fremdes Gut ohne Bezahlung zu benutzen. Hast du Geld?" Der Bettler holte ein paar Münzen aus der Tasche, und der Wirt streckte schon seine Hand aus. Nasreddin aber ging dazwischen und sagte: "Warte, Meister des Wohlgeschmacks, hör mal genau zu!" Nasreddin schüttelte eine Weile die Faust des Bettlers, in der sich die Münzen befanden, und es klimperte. Dann rief er laut: "Gehe hin in Frieden!" Der Wirt sprach erschrocken: "Aber ich hab das Geld doch überhaupt nicht bekommen." Nasreddin erwiderte darauf: "Er hat den Duft deines Bratens gerochen, und du hast den Klang seines Geldes gehört. Jetzt seid Ihr quitt!".

 

Kommentare

 

=)

hab auch eine:
Eines Tages beauftragt Nasreddin Hoca seine Tochter damit, Wasser aus dem Brunnen zu holen. Er drückt ihr einen Tonkrug in die Hand, gibt ihr zwei schallende Ohrfeigen, zieht sie am Ohr und sagt: "Hole Wasser aber lasse den Krug ja nicht fallen!" Das Mädchen macht sich weinend auf den Weg zum Brunnen. Ein Beobachter ist fassungslos und fragt: "Wieso hast du das arme Mädchen denn geschlagen? Sie hat den Krug doch noch nicht zerbrochen!" Daraufhin entgegnet der Hoca:"Was nützt es denn, wenn ich sie schlage, nachdem der Krug gebrochen ist? Wird er dadurch wieder ganz? Ich schlage sie vorher, damit sie gut aufpasst."

 

=)

auch auch noch eine! ,-)

Als der Hodscha eines Tages auf seinem Esel von der Moschee nach Hause zurückkehrte und einige Leute ihm folgten, blieb er plötzlich stehen und setzte sich mit dem Gesicht nach hinten gedreht auf den Esel. Er setzte sich also verkehrt herum auf den Sattel. Die Leute die das sahen fragten den Hodscha nach dem Grund. Dieser antwortete:
"Ich habe lange darüber nachgedacht und habe beschlossen mich so auf meinen Esel zu setzen, denn ich mag keine Grobheiten. Wenn ihr vor mir gehen würdet, dann würdet ihr eure Rücken zu mir drehen und das wäre auch nicht höflich. Wenn ich vor euch gehen würde, dann würde ich euch meinen Rücken zudrehen, auch das wäre nicht angepaßt. Wenn ich so umgekehrt auf dem Esel sitze, bin ich vor euch und ihr nicht hinter mir und wir stehen uns gegenüber!".

 

Vielen Dank für den Tip, werde mich mal auf die Suche machen eine Geschichtesammlung über Nasreddin Hoca zu finden. Ich musste bei der Krug-Geschichte herzhaft lachen - als Volksschulzwerg war ich nach der Schule immer unter Aufsicht meiner gestrengen Großtante und meines oft sehr spitzbübischen Großonkels und halt doch ein sehr keckes Kind. Irgendwann hat er gesagt, dass es wohl das Klügste wäre mir gleich frühmorgens ein paar zu scheuern, um sicherzustellen, dass am Abend alle meine Schandtaten (auch die von denen er nichts mitgekriegt hat) ausgeglichen wären und er sich so das Aufpassen sparen könnte (weil er genauso gut gegen die Wand reden könnte, aber die würde wenigstens nicht widersprechen).

P.S. Ohrfeigen hat's für mich von ihm nie gegeben. Kann aber auch daran liegen, dass er mir die schlimmsten Reime/Lieder beigebracht hat (wurden von mir auch immer stolz vorgetragen) und meine (kleinen) Schandtaten habe ich immer ihm als ersten "gebeichtet".
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Alle Menschen sind klug
die einen vorher, die anderen nachher

 

Another controversial issue is the web design patent protection given to companies that develop new types of seed using genetic engineering. Since companies have intellectual ownership of their seeds, they have the power to dictate terms and conditions of their patented product. Currently, ten seed companies control over search engine marketing two-thirds of the global seed sales. Vandana Shiva argues that these companies are guilty of biopiracy by patenting life and exploiting organisms for profit Farmers using patented seed are restricted from saving seed for subsequent plantings, which forces farmers to buy new seed every year. Since seed voip saving is a traditional practice for many farmers in both developing and developed countries, GMO seeds legally bind farmers to change their seed saving practices to buying new seed every year.

 

Ich habe eine Geschichtensammlung über Nasreddin Hodscha daheim, sie ist aber in türkischer Zunge :-( Leider, ich verstehe eigentlich sehr wenig davon^^

 

LOL, ist die hübsch weise diese Geschichte, ich mag sie.
Ob mal Anthyllion verkehrt auf einem Auto/Moped/Fahrrade in späteren Epochen in Gemälden dargestellt wird? Hihi.

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