Red Bull Music Weekender: Buraka Som Sistema im Interview

24. November 2014

Angolanische Sounds, energiegeladene Live-Performances und einen Hit der seit FIFA 10 in den Gehörgängen bleibt – Buraka Som Sistema begeistern seit 8 Jahren Partywütige auf der ganzen Welt. Wir haben ihnen im Rahmen des Red Bull Music Academy Weekenders - der von 20. bis 23. November in Wien stattfand - ein paar Fragen gestellt!

 

(c) Matthias Heschl

 Ihr habt jetzt nach längerer Zeit wieder ein Album rausgebracht – Wie  ist „Buraka“ entstanden?

 Wir haben dieses Mal wirklich versucht uns Zeit zu lassen und unseren  Sound zu finden. In den letzten Jahren haben wir auf der ganzen Welt  Inspirationen gesammelt - unsere Heimatstadt Lissabon hat dann noch  den Rest geliefert, da sie sehr bunt und abwechslungsreich ist. Das  Album reflektiert alle diese Einflüsse perfekt.

 Außerdem gibt es von euch eine Dokumentation zum Album – War  das eine spontane Idee oder ein Langzeitwunsch?

 Wir wollten das immer schon machen - unsere Fans an dem kreativen  Prozess teilhaben lassen. Wir haben eine ganz eigene Arbeitsweise. Wir  sammeln erst einen Haufen Inspirationen und beginnen erst dann, Musik zu machen. Die Doku ist die erste Möglichkeit diese Reise objektiv zu  betrachten. Teilweise fühlten wir uns wie in einer Reality-Show. (lacht)

Wie war es, euch selbst die ganze Zeit zu beobachten?

Es war interessant, weil wir uns zum ersten Mal selbst analysieren konnten. Wir sind jetzt seit acht Jahren als Band zusammen und haben angefangen über die gemeinsame Zeit nachzudenken. Durch den Film haben wir unsere Anfangsmotivation wiedergefunden.

Wie kommt eine Truppe aus Portugal auf die Idee Musik mit angolanischen Einflüssen zu machen? 

Es gibt eine Menge Verbindungen zwischen Portugal und Angola - nicht nur geografische. Lissabon und das Umland ist multi-kulti. Genau wie unsere Crew. Kalaf ist eigentlich aus Angola und kam als Teenager nach Lissabon. Wir mixen Kulturen, da man von jeder Seite etwas lernen kann. Unsere Songs sollen verschiedene Länder repräsentieren, damit man Grenzen verschwimmen lässt.

 

(c) Matthias Heschl

Für eure Musik habt ihr unter anderem den angolanischen Kuduru adaptiert – Wie würdet  ihr diese Musikrichtug beschreiben?

Kuduru ist fast wie ein Fehler! (lacht) Es ist eine Dance-Musc-Richtung, die in den 90ern in Angola entstanden ist. Junge Angolaner haben in Portugal Techno und House kennengelernt und sind dann zurück in ihre Heim

at. Dort haben sie dann versucht die Musik nachzumachen und etwas ganz Individuelles geschaffen. Wir wollten das aufgreifen und uns zu eigen machen.

Was seht ihr für Unterschiede zwischen der europäischen und der afrikanischen Musikszene?

Die Wahrnehmung der Musik funktioniert etwas anders! Es gibt keine wirklichen Record-Shops – also wurde zum Beispiel Kuduro durch den Underground bekannt. Es ist zwar ein anderer Ausgangspunkt, aber am Ende ist es elektronische Musik, zu der getanzt wird.

Wie viel Party geht bei euch noch nach einer energiegeladenen Live-Performance?

Das kommt darauf an – meistens stellen wir uns einfach vor es wäre unsere letzte Show und geben alles. Außerdem sind wir als DJs auch auf Afterpartys. Wenn man viele Shows hintereinander spielt, freut man sich eher auf den Bus.

(c) Matthias Heschl

Wo liegen eigentlich eure Wurzeln?

Zwei von uns sind in Lissabon und den Vororten geboren und groß geworden. Kalaf und Conductor sind aus Angola und Blaya ist eigentlich aus Brasilien. Wir vereinen unterschiedliche Kulturen in der Band und genießen somit ziemlich viel abwechslungsreiches Essen. (lacht)

Was denkt ihr als komplette Weltenbummler über das Konzept der Nationalitäten und Patriotismus?

Nationalitäten sind wie etwas aus den Siebzigern – sie ergeben heute keinen Sinn mehr. Wir finden es bescheuert. Deshal

b haben wir es auch immer unterlassen uns mit einer Flagge zu schmücken. Klar wäre es leichter gewesen sich als diese angolanische Band zu verkaufen. Die meisten Menschen haben kein Bild von Angola – so hätten wir einen Hype um etwas Neues schaffen können. Aber uns geht’s um die Musik und nicht um irgendeinen Patriotismus.

Derzeit ziehen ja einige Musiker ihre Songs von Streaming-Plattformen wie Spotify zurück – Wie seht ihr diese Entwicklung und denkt ihr, man könnte zu einer fairen Lösung kommen?

Wir leben in einer neuen Ära und können die Zeit nicht zurückdrehen – das Internet ist gekommen, um zu bleiben. Daher ist es wichtig eine Lösung zu finden, die für Produzent, Konsument und Vermarkter fair ist. Wir finden die diversen Plattformen schon gut, weil sie einen einfachen Einstieg in die Musik eines Künstlers erlauben. Wir sollten wahrscheinlich die Plattformen und sogar die Internetanbieter mehr einbinden und einen gemeinsamen Nenner finden.

(c) Matthias Heschl

Ihr spielt beim Red Bull Music Weekender – Was muss an einem perfekten Wochenende unbedingt dabei sein?

Ein BBQ wäre ein grandioser Anfang. Dann an den Strand, schwimmen gehen und eine Party am Abend. Wenn ich es mir recht überlege, klingt ein planloser Spaziergang auch gut. Ich mag es in einer fremden Stadt einfach drauf los zu gehen. Ohne zu wissen, wo ich lande. So findet man spannende Orte. Überhaupt sind Dinge am interessantesten die spontan passieren.  Wenn man eine Nacht plant, verläuft sie nie so, wie man sich es erwartet hat. Wenn man allerdings einfach mit dem Gedanken startet nichts Großes zu tun, entstehen die lustigsten Momente.

 

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