Wir Kinder aus dem Favoritner Ghetto

14. Oktober 2013

Der zehnte Bezirk ist unsicher. Arm. Verkommen. Misslungene Ausländerintegration. Martina Salomon von der KURIER-Chefredaktion hat in ihrem Kommentar so richtig auf den Putz gehauen.


Wer sich Salomons  intellektuelle Ergüsse über den zehnten Bezirk durchliest, könnte meinen, Favoriten ist die Bronx ft. Harlem. Es stört mich, dass man sich als Chefredakteurin das Recht herausnimmt, über Zustände in einem Bezirk zu schreiben, in dem man wahrscheinlich nie zu Hause war.

 

Ich habe praktisch meine Kindheit in Favoriten verbracht und wurde nie angeschossen, ausgeraubt, gekidnappt oder zusammengeschlagen. Shoppen, spazieren und mit Freunden ausgehen verlaufen problemlos, auch Freunde OHNE Migrationshintergrund leben hier und meckern nicht rum. Selbst nachts kann man sich ruhig auf die Straße trauen.  Am falschen Ort zur falschen Zeit zu sein kann jedem passieren, überall in Wien. Wenn ich im Kurpark Oberlaa die Natur und Ruhe genießen möchte, dann sind Kindergelächter und Hundegebell  die einzigen Lärmquellen. Nix da von Ghetto-ähnlichen Zuständen. Mafia haben wir auch keine, aber  falls Interesse besteht, kann ja Frau Salomon eine gründen. Chakuza und Cosa Nostra sind out, Salomonellen sind jetzt am Start.

 

Dass Favoriten nicht die Innere Stadt ist, darüber sind wir uns alle einig. Der zehnte Bezirk ist kein heiler Graben. Aber wer eine Fußgängerzone für verkommen erklärt, weil man dort Chanel und Armani vergeblich sucht, kann sich selbst ein Armutszeugnis ausstellen lassen. Ja, in Favoriten werden laut Rechnungshof die meisten Anzeigen getätigt. Dabei handelt es sich in der Regel aber nicht um Mord und Totschlag, sondern öfter um Lärmbelästigung und Sachschäden. Hierfür leisten übrigens „euphorische“ Fußballfans auch ihren Beitrag, die aus ganz Wien zu den Austria-Spielen ins Franz-Horr-Stadion strömen.

 

Vielleicht war dieser misslungene Kommentar nur ein verzweifelter Hilfeschrei nach Integration. Ich zeige Ihnen gerne das wahre Gesicht von Favoriten, Frau Salomon!

Hier geht´s zum KURIER-Kommentar.

Kommentare

 

Viel schlimmer als der Kommentar sind aber die Leserkommentare darunter.

 

Die Kommentare drunter waren wirklich erste Sahne..

 

Wartets mal ab bis sie die U5 bauen, wie hier geplant...... dann werde alle in den 10. wollen

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