Die Leiden der jungen Generation Y

01. Februar 2016

Die Generation Y zeichnet sich durch hohe Ansprüche in Bezug auf ihr Berufsleben aus. Die ultimative Selbstverwirklichung steht dabei im Vordergrund. Eine geregelte 40-Stunden-Woche? – Danke, nein. Aber ist so viel Selbstbezogenheit gerade am Anfang einer Karriere tatsächlich förderlich?

Mit meinen 31 Jahren gehöre ich, wenn auch als älteres Semester, der sogenannten Generation Y an. Und tatsächlich gibt es viele Punkte, die diese Generation kennzeichnen, mit denen ich mich sehr gut identifizieren kann. Einer dieser Punkte ist mein Anspruch auf Selbstverwirklichung in meiner Arbeit. Dazu gehört für mich auch jedenfalls ein gehöriges Maß an Freiheit. Anders geht es für mich nicht. Allein die Vorstellung, jeden Tag 8 Stunden im Büro zu sitzen mit einem Chef, der mir dauernd über die Schulter schaut und mir sagt, was ich zu tun oder zu lassen habe – ich könnte es nicht. Ich frage mich sehr oft, wie andere Menschen das schaffen (es soll ja Menschen geben, denen das sogar lieber ist).

Mehr Freiheit bedeutet gleichzeitig aber immer auch mehr Verantwortung. Wer selbständig arbeiten möchte, geht damit nicht nur ein großes Risiko ein, sondern trägt auch selbst die Verantwortung für alles. Davor schrecken viele Menschen zurück. Und dann gibt es noch solche Menschen, die zwar alle Benefits genießen möchten, aber schlicht nicht verstehen, dass all das seinen Preis bzw. seine Kehrseite hat.

Von nichts kommt auch nichts

Ich persönlich bin heute in der glücklichen Position (bitte an dieser Stelle alle für mich auf Holz klopfen), mir Projekte, in denen ich mitarbeiten möchte, und Menschen, mit denen ich zusammenarbeiten will, aussuchen zu können. Das war natürlich nicht immer so. Hauptsächlich ist es das Resultat dessen, dass ich in den letzten Jahren Gelegenheiten ohne Wenn und Aber beim Schopf gepackt habe, viel gearbeitet habe, teilweise zu äußerst unüblichen Zeiten und wochenendweise gearbeitet habe, Risiken eingegangen bin, mich ständig weitergebildet habe, und und und. Von nichts kommt halt nichts.

Da ich selber gut ausgelastet bin, suche ich nun immer wieder andere, junge Menschen für die Mitarbeit in einem meiner Projekte. Als eine, die selbst viele Chancen bekommen hat, möchte ich dies nun an andere weitergeben. Klingt super, oder? Leider ist das aber nicht so einfach, wie man jetzt meinen könnte. Denn häufig ist es so, dass ich mit Chancen um mich werfe, die aber trotz angemessener Bezahlung irgendwie keiner ergreifen möchte. Nein, stattdessen darf ich dann Psychotante spielen für die Leiden der jungen Generation Y.

Reißt euch mal zusammen!

Denn da geht dann das große Gejammer los: „Das passt mir von den Zeiten nicht!“, „Kann ich nicht lieber weniger machen?“, „Ich möchte lieber nur das machen!“, „Nein, tut mir leid, montags ist immer Yoga!“, um nur eine Auswahl der Problemchen zu nennen, mit denen ich dann allen Ernstes konfrontiert werde. Am meisten ärgere ich mich aber über sämtliche Sätze, die mit einem „Kannst du nicht einfach….“ beginnen. Nein, kann ich nicht. Ich arbeite nämlich nicht zu eurer Zufriedenheit. Ich kann euch Chancen geben, Erfahrungen zu sammeln, aber ich kann euch die Welt leider nicht so drehen, wie ihr es gerade braucht.

Berufliche Selbstverwirklichung finde ich persönlich sehr wichtig. Leider verwechseln manche diesen Anspruch mit blanker Egozentrik. Ich habe keine Ahnung, wie solche Menschen den Start ins Berufsleben schaffen wollen. Denn wenn ich mir Selbstverwirklichung und Freiheit als Ziele stecke, dann wird der Weg dorthin in jedem Fall sehr steil und steinig. Man kann unsere Leistungsgesellschaft noch so sehr kritisieren, aber für diese Ziele muss man eben mehr arbeiten anstatt weniger. Gottseidank gibt es aber auch genügend andere, junge, fleißige, motivierte Menschen, die gerne anpacken. Den anderen kann ich nur sagen: Reißt euch doch mal ein bisschen zusammen! Und steht mit eurem Gejammer nicht denjenigen im Weg rum, die wirklich arbeiten wollen.

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