Muss ich Kinder mögen?

21. März 2016

Also gleich mal vorweg: Ich mag ja Kinder, aber…. Nein, Moment, schlechter Start. Also es ist nicht so, dass ich keine Kinder mag, im Gegenteil. Es ist nur eben so, dass ich sie gerne ein wenig besser kennenlerne, bevor ich eine endgültige Entscheidung treffe.

Meine Nichte zum Beispiel ist letzte Woche 12 Jahre alt geworden. Nach all den Jahren kann ich eindeutig feststellen: sympathisches Mädel. Vor allem seitdem sie richtig sprechen kann ist unser Verhältnis immer besser und besser geworden. Bei vielen anderen Kindern geht meine Sympathiekurve jedoch steil bergab, sobald sie den Mund aufmachen. Die Frage ist doch: Muss ich mir auf Anhieb alles gefallen lassen, alles tolerieren, alles toll finden, was Kinder sagen oder tun, nur weil es Kinder sind?

Muss das sein?

Neulich zum Beispiel. Ich hatte gerade Feierabend. Und vielleicht wirkt es jetzt im Nachhinein gar nicht mehr so tragisch, aber man muss dazu wissen, es war ein durchaus anstrengender Arbeitstag und da hab‘ ich halt gedacht, gehst du noch schnell was einkaufen. Da ist es dann ja normal, dass im Supermarkt auch Kinder sein können. So weit, so gut. Und manchmal kommt es auch vor, dass die im Supermarkt befindlichen Kinder schreien. Gut, denkst du dir, dann schreit das Kind eben, ist ja erst 11 Jahre alt, wie soll es da schon seine stimmliche Motorik im Griff haben. Und ich hab dann schon auch überlegt, ob der Supermarkt jetzt das richtige Setting für Schreien UND Rollschuhfahren ist. Vielleicht wär besser gewesen nur eins von beidem. Aber ich war dann halt immer noch so ganz Pädagogin und gestalterische Freiheit und so. Und schließlich verteilt sich das Schreien ja auf Rollschuhen schneller und gleichmäßiger im ganzen Supermarkt, das macht schon Sinn. Also, hey, alles spitzenmäßig entspannt bei mir. Bis der Ball kam. Da hat das Kind nämlich dann beschlossen, jetzt wär's der richtige Zeitpunkt, um schreiend hinter mir den Gang auf und ab zu skaten und dabei dauernd den Ball vom Boden abprallen zu lassen. Hinter mir. Auf und ab. Mit Schreien und so. Fahrend. Da konnte ich nicht mehr an mir halten und es ist aus mir herausgeplatzt: "Muss das sein?“. Und plötzlich, man glaubt es kaum, haben mich alle erwachsenen Menschen in diesem Supermarkt, die sicher vorher genauso genervt waren wie ich, mit diesem Blick angeschaut, der sagt: „Sei doch nicht so intolerant, das ist doch noch ein Kind.“

Kinder sind auch nur Menschen

Natürlich, Kinder sind ja auch nur Menschen. Kleine Menschen eben. Und ich versteh' schon, dass sie manchmal Sachen nicht so gut abschätzen können. Deshalb muss ich als Erwachsene sie eben manchmal darauf aufmerksam machen. Was mich eigentlich verwundert: Da ist ein Supermarkt voll mit Menschen, die von dem Geschrei und Lärm eines einzigen Kindes terrorisiert werden, und niemand sagt ein Wort, weil es sich ja um ein Kind handelt? Ahja, ok. Ich möchte dann aber bitte nicht wissen, wie unsere Gesellschaft in 30 Jahren ausschaut, wenn die Terrorkinder alle groß geworden sind und nie gelernt haben, auf andere Rücksicht zu nehmen.

„Wenn du mal eigene Kinder hast…!“

So, und jetzt kommt sicher wie immer das Totschlagargument gegen mich als kinderlose Person: „Du wirst sicher alles anders sehen, wenn du selber mal Kinder hast. Du kannst das jetzt nicht so nachvollziehen!“. Mag ja alles sein. Aber ich muss doch jetzt keine große Erziehungsexpertin sein, um zu wissen, dass es gut wäre, Kindern a bissl a Gspür für andere Menschen und Situationen mitzugeben. Und nein, man kann nicht immer über alles reden. Manche Sachen gehen einem einfach am Oasch und Punkt. 

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hahahah köstlich!

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