Bad neighbours

17. Mai 2016

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nachbarn
Foto:pixabay

Jeden Tag um Punkt 23 Uhr fangen meine Nachbarn an zu lachen. Sie lachen alle. Zur selben Zeit und so laut wie möglich. Sie lachen durch. Bis ein Uhr morgens. Warum ich das so genau weiß: Na uns trennt nur eine hauchdünne Wand voneinander.

 

Als wär ich mitten im Geschehen

Mein Zimmer ist direkt nebenan. Die Wohnung neben uns ist somit quasi eigentlich Teil unserer Wohnung und ich schätze mal, meine Wand trennt mich von ihrem Wohnzimmer. Denn jeden Abend bekomme ich so gut wie alles mit, was bei denen so abläuft. Sie sind eine überaus  lustige Familie, die das  laute Lachen vergöttert. Kein Tag vergeht,  an dem sie nicht gemeinsam alle im Wohnzimmer lachen. Ich glaube sogar, das ist so eine Art Ritual bei ihnen. Sie müssen täglich alle um Punkt 23 Uhr zusammen lachen. Im Wohnzimmer. Und ich nebenan, höre alles, sehe nichts. Und darf  mir die ganze Nacht lang vorstellen, was denn wohl so lustig war, dass sie unbedingt bis ein Uhr morgens darüber lachen mussten. Mein Bett ist leider Gottes genau an dieser Wand und deshalb ist das Schlafen vor eins fast schon unmöglich geworden.  Aber warum genau um 23 Uhr frage ich mich eigentlich? Liegt es vielleicht dran, dass ich nur deshalb dann so viel mitbekomme, weil ich da schon still im Bett liege? Ich weiß es nicht, aber was feststeht, ist vor allem eine Sache: Es nervt!  Ich meine, es ist 23 Uhr an einem Montag, wer geht nicht davon aus, dass seine Nachbarn vielleicht um sieben Uhr früh aufstehen müssen?  

 

Ich weiß, was du letze Nacht getan hast

Es ist immer wieder lustig, meinen Nachbarn dann in der Stiege zufällig über den Weg zu laufen, mit dem Gedanken: Ich weiß, was du letze Nacht getan hast. Aber manchmal schäme ich mich auch dafür, dass ich das alles mitbekomme. Ist doch unhöflich, jemandem zu lauschen. Aber ich lausch doch gar nicht, ich liege ja nur in meinem Bett.  Ihnen zu gestehen, dass ich alles abends mitbekomme, kam nie in Frage, ich weiß ganz ehrlich nicht, wieso ich sie nie darum gebeten hatte, leiser zu sein. Ich dachte mir immer: Wir brauchen jetzt nicht zu übertreiben, gleich sind sie still und so laut sind sie nun wiederum auch nicht, es ist die Wand, die so dünn ist“

 

Ein wenig  creepy finde ich es schon

Es ist schon ganz schön seltsam,  die eigenen Nachbarn zu hören. Ob die das wohl wissen? Ich meine, alles bekomme ich ja eh nicht mit, sie sprechen ja fast nur türkisch. Aber so einiges höre ich schon und das alleine ist ja eigentlich schon eine Katastrophe.  Die haben ja keine Ahnung, dass eine wildfremde Person da zuhören kann. Manchmal wird dann über was Lustiges diskutiert oder ich höre lautes Schreien und darf mich auf einen langen Streit freuen. Nur zu blöd, dass ich ihre Sprache nicht spreche und daher nicht immer den Streit bis zum Ende verfolgen kann.  Ach  könnte ich nur türkisch.

 

Umgekehrt geht es ja auch

Und genau bei diesem Gedanken hat der Spaß aufgehört.  Als ich eines Tages laut  vor mich hingesungen hatte, war  es wie aus meinem Hirn geschossen: Die da dort drüben können mich mindestens genauso gut hören, wie ich sie! Ab da war Schluss mit lustig. Es war das Ende für mich, nie mehr Karaoke spielen, nie mehr meine noch unentdeckten Talente fürs Gitarrespielen zeigen, nie mehr nachts peinliche Telefonate führen, nie mehr böse Pläne schmieden.

Ist das denn überhaupt legal, so dünne Wände zwischen Menschen zu bauen?

Ich weiß es jedenfalls nicht, aber ich hoffe, dass einer von uns bald umzieht. Bis dahin werde ich mich bemühen, meine Türkisch-Kenntnisse ein wenig zu vertiefen.

 

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