Keine Wahl, keine Qual?

29. November 2016

To be a donkey, or not to be a donkey?

Wer kennt die Geschichte von dem Esel, der hungrig und durstig auf halbem Weg zwischen Heu und Wasser gestorben ist, weil er sich nicht entscheiden konnte, ob er zuerst trinken oder essen soll?

 

donkey qual der wahl

 

Don’t be a donkey

Ich habe letztens einen Lebens-Tipp gehört: Wenn man über dreißig ist, solle man eben nicht wie der Esel sein. Man solle nicht allzu viele Dinge auf einmal machen und nicht in allzu viele Richtungen auf einmal gehen. Man solle sich für eine Sache entscheiden, die andere könne man in ein paar Jahren machen, wenn die gewählte Sache sich als nicht  zufriedenstellend herausgestellt hat. Don’t be that donkey eben. 

 

Ohne Wahl keine Qual?

Ich habe immer das Gefühl gehabt, zu viele Möglichkeiten zu haben. Das mag jetzt sehr eingebildet klingen, vielleicht sogar ein wenig arrogant. So ist das aber auf keinen Fall gemeint. Es geht mir nicht um finanzielle Möglichkeiten, da war ich früher immer ziemlich begrenzt. Ich wusste aber immer schon, dass ich viele Sachen machen könnte. Ich habe mich immer schon in verschiedenen Feldern versucht. Vielleicht kommt das noch aus den Schulzeiten - ich war immer einer der besten Schüler. Ich konnte viele Sachen gut, ich war aber nirgends der absolut Beste. Kurz gefasst: Ich hatte immer die Möglichkeit, einen neuen Weg zu gehen, weil ich eben die Option zu wählen hatte. Es ist ein wenig wie Eis kaufen. Gäbe es nur eine Sorte, würde man sich mit ihr zufriedengeben. Ein “Problem” hat man erst dann, wenn es mehrere Sorten gibt und man sich nicht sicher ist, auf welche man so richtig Lust hat. 

Manchmal habe ich das Gefühl, dass es viel besser gewesen wäre, wenn ich nur in einer Disziplin so richtig gut und talentiert wäre. Sagen wir mal, ich bin ein Mathegenie, dafür aber komplett schlecht bei Fremdsprachen und Sport. Das hätte viele Dinge einfacher gemacht. Ich hätte keine Schwierigkeiten, mich zu entscheiden, was ich studieren will. Ich möchte mich vielleicht nicht in so vielen Sachen versuchen. Vielleicht hätte ich jetzt einen fixen Job und müsste mich um nichts kümmern (außer um die Aufgaben am Arbeitsplatz natürlich). Keine Wahl, keine Qual.

 

 

I’m a donkey

Ich bin Model, Personal Trainer und Journalist. Vielen gefällt das nicht, viele fragen mich immer wieder, wann ich endlich einen “echten” Job finden oder mich nur für eine Sache entscheiden werde. Es kann ja nicht sein, dass man so viele Sachen auf einmal gut machen kann, wird mir erklärt. 

Ich gebe zu: Ich gebe nicht allem die gleiche Priorität. Aus dem einfachen Grund, dass mir manche meiner Beschäftigungen einfach mehr Geld als andere bringen. Das Geld kann ich dann aber  investieren, mich in die Richtungen zu entwickeln, die derzeit vielleicht nicht so lukrativ sind, die mir aber große Freude bereiten. Ich bin ein Esel, der nicht allzu hungrig und durstig ist. Ich kann immer noch herumlaufen, ohne dass eine Gefahr für mich besteht. 

Lustig ist, dass die Kritik meistens von Seiten der Menschen kommt, die nie einen solchen Lifestyle gelebt haben. Meistens sind es Menschen, die es sich nicht vorstellen können, dass man mit 31 immer noch keinen 9-5 Job und keine Familie hat. Menschen, deren Leben sehr geregelt ist. Für mich ist ein solches Leben langweilig, für sie ist das ihr Ziel. 

 

Noch eine Esel-Geschichte

Kurz: Vater und Sohn zogen durch die Straßen einer Stadt. Der Sohn führte und der Vater saß auf einem Esel. “Armer Junge, sein Vater ist so ein schlechter Mensch, dass er ihn nebenherlaufen lässt und selber auf dem Esel sitzt”, sagte ein vorbeigehender Mann. Der Vater nahm sich das zu Herzen und ließ seinen Sohn auf dem Esel sitzen. “Was für ein schrecklicher Sohn, der seinen alten Vater neben dem Esel laufen lässt”, sagte eine vorbeigehende Frau. Vater und Sohn konnten sich das nicht mehr anhören, stiegen beide vom Esel herunter und gingen neben dem Esel her. “Was für dumme Menschen, wofür der Esel, wenn er sie nicht tragen kann?”, lachte ein anderer Mann, den sie auf dem Weg getroffen haben.

 

“Allen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann”

Es wird immer Menschen geben, denen es nicht gefallen wird, was andere machen. Egal, wofür man sich entscheidet, es wird sich immer jemand finden, der diese Entscheidung kritisieren wird. Einfach keine Aufmerksamkeit schenken und weiters seine Sache machen, wäre mein Tipp. Es ist unglaublich, was erreicht werden kann, wenn man aufhört, auf jede negative Kritik zu hören.

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