„man muss sich verkleiden, um die Gesellschaft zu demaskieren“

17. Dezember 2008
Günter Wallraff, der „Aufdecker“ ist da! Der Weltbekannte Aufdeckjournalist ist wieder zurück, diesmal in Wien, zu einer äußerst spannenden Lesung.
 
Im Architekturzentrum im Museumsquartier war zur „PrimeTime“ am Freitagabend, -wo viele Einkaufen gehen und zu den unzähligen Weihnachtsmärkten pilgern-, der Saal der Lesung überfüllt. Viele hatten sich die Zeit genommen, den Mann zu sehen, der Wegweisend war, für die kritischen Generationen der 60er, 70er, 80er Jahre. Viele von ihnen wurden durch seine absolut politische Art Missstände aufzudecken und den „benachteiligten“ der Gesellschaft zu helfen, politisch sozialisiert.
Wallraff ist jemand zum „anfassen“, er ist einer von den Menschen, die trotz des wahrhaftigen Ruhmes bescheiden geblieben sind, bei dem man sich freut, dass es ihn gibt.
  
Er ist jemand der sich bis zum äußersten in seine Rolle einlebt, und die Gefahren auf sich nimmt. Wichtig dabei ist, dass er dies nicht für eine gute Story, sondern für das aufzeigen von Problemen und das Herstellen von Öffentlichkeit macht.
Nach den Reportagen setzt er sich immer dafür ein, dass sich auch etwas verändert für die Betroffenen.
Dieser Wallraff, hat nie aufgehört fragen zu stellen, er fragt immer nach dem „Warum“, und ist bis jetzt, mit 66 Jahren, immer noch aktiv
 
Sein Name wurde zum Programm, „wallraffen“ wurde in die Wörterbücher aufgenommen und steht für „gesellschaftliche Durchleuchtung“.
Im Sommer wird ihm ein Kinofilm gewidmet, und er arbeitet gerade an neuen Projekten, die im „Zeit“ Magazin abgedruckt werden. Das Leben des Gunter Wallraff ein ständiger Kampf gegen die Probleme in unserer Gesellschaft.
 
 
Ein kurzer Auszug aus seinen wichtigsten Reportagen:
 
1974 in Athen festgenommen, da er sich zum Protest gegen das griechische Obristenregime am Athener Syntagmaplatz festkettete. Er wurde daraufhin eingesperrt und gefoltert, bis er seine Identität preisgab, und als das Regime in Griechenland gestürzt war, nach fünf Monaten wieder freigelassen. Diese Erlebnisse schilderte er in seinem Buch „Unser Faschismus nebenan“
 
General-Spinola
Wallraff gab sich als ein Waffenunterhändler aus, und kam mit dem Ehemaligen Portugiesischen Staatspräsidenten, General Spinola zusammen. Wobei er einen Putschplan Spinola´s aufdeckte. Der wollte Waffen und Munition einkaufen um gegen die kommunistische Partei in Portugal vorzugehen. Das Buch erschien unter den Namen „Aufdeckung einer Verschwörung. Die Spínola-Aktion“.
 
BILD-Zeitung. Er arbeitete dreieinhalb Monatelang bei Bild als Redakteur in Hannover. Dort bewies er ua, dass es viele journalistische Versäumnisse und Mängel gab und Recherchedefizite vorhanden waren. Das Buch „der Aufmacher, der Mann der bei BILD- Hans Esser war“ wurde zum Bestseller.
 
Gastarbeiter Ali: Er arbeitete 2 Jahre als Türkischer Gastarbeiter Ali bei verschiedenen Unternehmen ua. bei Thyssen oder McDonald´s. Äußerst schlechte Arbeitsbedingungen und ein menschenunwürdiger Umgangston gegenüber Gastarbeitern, so genannte „Menschen zweiter Klasse“. Später Gründung eines eigenen Hilfsfonds für Ausländer.
 
Weitere Reportagen:
-Besuch bei Abdullah Öcalan in Syrien, Gespräch gegen Mordbefehl eines Kurden
-als Portier und Bote beim Gerling Konzern (1973, einer der größten Konzerne Europas)
-Recherche für das Zeit Magazin beim Call-Center „Call-On“ und bei der Brotproduktionsfirma für LIDL.
 
Ein Interview von mir mit Günter Wallraff wird folgen.  

  

In diesem Bild natürlich (noch) nicht überfüllt, weil GW noch nicht da.

 
Wallraff beim Autogrammschreiben und parallel Interview geben.
 
 
 
 
 

Kommentare

 

waaaahnsiiiiinn. tomaj ich danke dir für diesen bloooog. ich wollte dich nach dem gespräch bei der biberparty eh fragen, ob du das postest.

ich bewundere diesen mann.

"new journalism". es war eine der wenigen vorlesungen auf der uni, wo ich nur wegen den new journalists hingegangen bin. die trockene theorie war mir wurscht.

aber über solche aktionen zu lernen, journalismus aus einem ganz anderen blickwinkel zu betrachten....des mocht spaß herst.

es ist wichtig sich in eine geschichte hineinzuversetzen, damit man gut über sie schreiben kann.

mir gefällt noch truman capote...
er war zwar total durchgeknallt, aber ein genie in meinen augen.
sein buch"kaltblütig" boa ein wahnsinn. sich in einen mörder hineinzuversetzen und auszuleuchten, wie man zur bestie werden kann.

 

dank danke, dass hör ich gern von der blogkönigin. Ja truman is auch sehr interessant, ich hab auch den film gesehen, der ist gut gemacht. Und was das eigentlich für ein zufall war das er auf die story kam. echt gut. das buch ist ja ein absoluter bestseller geworden. jaja solche leute braucht unsere Gesellschaft mehr.

 

ah ich sags dir...hab eine seminararbeit über truman geschrieben.

hab die behauptung aufgestellt, dass "kaltblütig" ihn fertisch gemacht hat. ganz einfach ausgedrückt!!

wenn ich zeit hab, präsentiere ich die geschichte hier.
der is ja danach total abgesackt. bei diesem schwarzweiß-ball, zu seinen ehren, hat er seinen frust ausgelassen und die verachtung an der feinen gesellschaft ausgedrückt.

sein wunsch war es anfangs zu dieser gesellschaft dazu zu gehören. als er die andere seite kennenlernte, merkte, dass er vielleicht auch so geworden wäre, wie seine charaktere, wenn er ihr leben geführt hätte.

er gab sich ja anfangs als ihr freund aus...und hat gekniffen, als er einen letzten anruf aus der gefängniszelle vor der hinrichtung bekam. sein schlechtes gewissen hat ihm den letzten rest gegeben...danach gings nur bergab...

 

ja das hat ihn sicher fertig gemacht, er war ja danach anders, und so wie du schon geschrieben hast, so tief in seiner Rolle drinnen, dass er garnicht mehr wusste wohin.

klingt ja nach einem blog, veröffentlich das :)

 

schaust du tomaj. hab isch passende video zu deine geschichte...:))

 

ja, hab isch mir grade angekuckt,..überkrass!

warum machen wir nicht eine biber-aufdeck rubrik und decken sachen auf.
Ivana du könntest dich dann "wallraffen" um Probleme aufzudecken. Ich berichte von den Problemezonen dieser WienerWelt, wie zum Beispiel über das autonmiegebiet von Ottakring + mit scharf.

 

eine story hab isch schon gemacht. aber darf nicht verraten, weils gewallrafft ist :))

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