1,5 Billionen Rubel für Sotschi

11. Februar 2014

Nach dem Dschungelcamp lässt die Sensationsgeilheit der Leute nicht nach. Seit Tagen sind die olympischen Spiele in Sotschi dran. Ein absurdes Bashing, das aber auch seine Billionen Berechtigungen hat, finde ich.

 

Verschmutztes Wasser, Toiletten ohne Trennwände und tote Bienen im Honig. Diese Bilder wurden bereits vor Eröffnung der olympischen Winterspiele in Sotschi von angereisten Journalisten über die sozialen Netzwerke verbreitet. Was hat sich Wladimir Putin nur dabei gedacht?

Erinnert man sich zurück, wollte Putin laut der Süddeutschen Zeitung nur knapp 10 Milliarden Euro in den Bau des Olympia-Resorts investieren. Den Rest sollten seine reichen Oligarchen stemmen. Taten sie aber nicht, stattdessen tragen nun die russischen Bürger die Kosten: 1,5 Billionen Rubel, umgerechnet etwa 30 Milliarden Euro Steuergelder. Mmmh, komisch. Wo ist das ganze Geld aber hin, wenn man die Bedingungen bedenkt, die die Journalisten über das Netz verbreitet haben. So wurde sogar Simon Rosner, Journalist bei der Wiener Zeitung, für sein Foto-Post mit dem Twitter-Hashtag #SotchiProblems berühmt. Es zeigt eine baufällige Straße - in Wien(!). CNN sprang aber sofort auf und wollte die Erlaubnis das Foto veröffentlichen zu dürfen. Rosners Tweet wurde über 400 Mal geteilt, die Auflösung zum Ort nur noch vier Mal.

 

 

Diesen absurden Fehltritt von CNN nahmen wieder andere als Vorwand, um Journalisten zu bashen. Also Journalisten bashen Journalisten. Es folgten Artikel wie „Olympische Spiele in Sotschi: Die einfältige Häme des Westens“ von Spiegel Online oder „Shitstorm gegen Sotschi – Muss das sein?“ in der Berliner Zeitung. Aber auch russische Leser äußerten ihren Ärger und fühlten sich beleidigt. Zum Beispiel bekam der Zeit-Redakteur Steffen Dobbert aufgrund seines Kommentars „Wladimir Putins Totgeburt“ einen bösen Leserbrief und antwortet darauf so: „Lieber O., ich hasse keine Russen.

 

Aber lassen wir doch die Eitelkeiten beiseite, auch Putins "Oben Ohne-Portraits" in den Hotelzimmern, und wenden uns den wichtigen Dingen zu. Nämlich neben den paar Medaillen auch: den Hundemorden, den Sotschi-Arbeitern, die bis heute auf ihren Lohn warten oder den Homosexuellen, die bei Äußerungen über ihre Neigung Geldstrafen zahlen müssen oder sogar abgeschoben werden. Ausgerechnet die Fake Lesben-Band Tatu ließ Putin bei der Eröffnung auftreten. Der Festivalproduzent Konstantin Ernst argumentierte: Sie seien ja international bekannt . Und wenden wir uns auch der Korruption zu, die vor unser aller Augen passiert, aber Hauptsache es geht um Sport. Und um diese ganze Scheiße nicht zu vergessen gehört nun mal das Sotschi-Bashing, ob ihr es wollt oder nicht.

 

Übrigens: Wladimir Putin ist der neue Chuck Norris - seht ihr hier.

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