Eröffnung des 1. Islamischen Friedhofs in Österreich

02. Oktober 2008

http://static2.orf.at/vietnam2/images/site/oesterreich/200839/friedhof1-1_small.jpgBestattung nach österreichischem Ritus - Bauprojekt mit langer Entstehungsgeschichte - 3,4 Hektar große Grabstätte mit Gittertor Richtung Mekka

Der erste islamische Friedhof Österreichs, im Süden Wiens gelegen, wurde heute am 3. Oktober, kurz nach Ende des Fastenmonats Ramadan, eröffnet. Bis zu 4.000 Tote sollen hier ihre letzte Ruhe finden, so Omar Al-Rawi, SPÖ-Gemeinderat und Integrationsbeauftragter der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IG).

Dies hinge allerdings davon ab, wie eng man die Gräber lege. In jedem Falle werden die Toten nach österreichischer Vorschrift im Sarg bestattet - anders als nach islamischem Ritus üblich, der eine Beerdigung im Leintuch vorsieht. Das Gesicht wird dabei gegen Mekka gedreht. Der Blick in Himmelsrichtung des islamischen Wallfahrtsortes ist dabei offen: In der hohen Mauer wurde hier ein Gittertor eingelassen. Ansonsten hat man auf den Sichtschutz für die Anrainer mittels Wand und Bäumen Wert gelegt.

Hohe Aufbahrungshalle

Dominiert wird der Komplex von einer hohen Aufbahrungshalle, in deren Innerem kalligraphische Schriftzeichen und ein gigantischer Kronleuchter Eleganz ausstrahlen. Deutlich minimalistischer sind die Flachbauten daneben gestaltet. Bereits seit November 2007 finden hier die rituellen Totenwaschungen statt. Auch ein Kühlhaus für die Leichen ist vorhanden.

http://static2.orf.at/vietnam2/images/site/oesterreich/200839/friedhof2-1_big.jpg

Direkt daneben findet sich eine kleine Dienstwohnung. Diese wird einem Hausmeister zur Verfügung gestellt, der permanent am Gelände wohnen soll, nicht zuletzt um dessen Sicherheit zu gewährleisten. Von Videoüberwachung oder Polizeischutz habe man bewusst abgesehen. Man wolle ein offener Ort bleiben.

Der IG-Beauftragte zeigt sich zuversichtlich, eine große Mehrheit der künftigen islamischen Toten Wiens am Areal zu versammeln. Derzeit hätten viele ältere Muslime noch Versicherungen zur Rückführung ihres Leichnams in die alte Heimat, was sich mit nachfolgenden Generationen aber ändere. Die genauen Modalitäten einer Bestattung, also etwa Kosten, ob das Grab in Pacht oder Eigentum übergehe oder ob es einheitliche Grabsteine geben wird, seien derzeit aber noch offen.

Lange Geschichte

Doch diese Unklarheiten scheinen unbedeutend angesichts der langen Geschichte des Projekts: Fast 20 Jahre dauerte es, bis die Gespräche zwischen IG und Stadt 2001 in konkrete Pläne mündeten, wobei die Eröffnung für Herbst 2003 in Aussicht gestellt wurde. Dann verzögerten archäologische Grabungen, die Insolvenz der Baufirma und Geldprobleme den Fortschritt, bis es 2006 auch noch zu einem Brandanschlag auf den Rohbau kam, dessen Wände später überdies mit 53 Kreuzen beschmiert wurde.

Kommentare

 

schade, dass auf dem Gelände keine Moschee errichtet wurde. Ich weiß nicht ob überhaupt eine Moschee gefordert wurde und abgelehnt.

Aber eine Moschee wäre mit Sicherheit passender und praktischer als eine Aufbahrungshalle.

So hätten die Angehörigen das Todesgebet am Friedhof abhalten können.

Schade...

 

hab letztens die sendung kreuz&quer gesehen. ging um das thema, wer sich von der älteren generation in österreich begraben lassen möchte, unabhängig von der religion.

dass es jetzt einen islamischen friedhof gibt find ich gut. allerdings tendieren eher die jungen, die hier geboren wurden, oder auch zum islam konvertierten österreicher dazu, sich dort begraben zu lassen. in unseren eltern,großeltern schlummert noch immer der wunsch in der heimat gebraben zu werden. ich glaub, dass für manche nicht mal über den tod hinaus der gedanke attraktiv ist in österreich ewig bleiben zu müssen.

die austrian airlines hat eine extra abteilung für den transport von toten in die heimat.
wie es mit der waschung ist, weiß ich nicht. in meidling gibt es eine einrichtung, wo man traditionsgemäß die leichen wäscht und segnet. so viel ich weiß, muss ein muslim gleich am nächsten tag begraben werden. stimmt das ?
und in dem fall ist es natürlich ein wettlauf mit der zeit.

 

Ein Muslim muss nicht am gleichen Tag begraben werden. Zumindest bei uns in Bih ist das nicht der Fall.

 

...

ich finds geil das es jetzt in wien einen islamischen friedhof gibt !

 

ein islamischer Friedhof, da es nicht gestattet ist die Verstorbenen nach islamischem Ritus, also nur mit einem Leintuch zu bestatten.

Das ganze ist leider eine halbe Sache.

 

dann werden sich wirklich gläubige menschen eh nicht auf diesem friedhof bestatten lassen. oder ?

 

es.

Alles in allem eine schwache Leistung für 20 Jahre Hin und Her.

-keine Moschee
-kein islamischer Bestattungsritus

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