Multikulti im Wiener Kaffeehaus

29. Dezember 2011

 

Wenn in einem Wiener Kaffeehaus, ein kroatischer Aushilfskellner ein deutsches Pensionistenpärchen bedient, könnte man kitschigerweise sagen „DAS ist Europa!“, andere könnten sagen, dass es übertriebenes „Multikulti“ wäre, eines ist es jedoch sicher: witzig!

 

In den Ferien hab ich ja oft nichts Besseres zu tun als in einem Kaffeehaus bei mir in der Nähe dahinzulümmeln und ....naja...nichts zumachen. Da ich öfters in diesem Kaffee bin, ist mir schon aufgefallen, dass der Besitzer offensichtlich zwei ausländische Aushilfskräfte angestellt hatte, denen er in kurzer Zeit die Karte und ein echtes raunziges wienerisches „Tag!“ und „Auf Wiedaaaschaun“ beigebracht hatte. Zwei Studenten aus Zagreb, die in den Ferien immer wieder hier jobben und nach eigenen Angaben „a lot of money“  verdienen. Wie auch immer....es kam es, wie es kommen musste. Da das Kaffee auch nicht unweit vom Zentrum liegt, werden hier auch hin und wieder Touristen angeschwemmt. So auch heute und zwar ein etwas älteres Pärchen, bewaffnet mit Reiseführer, Kamera, usw.

Kurz nachdem sie sich niedergelassen hatten, ließen sie durch einen unverkennlichen Dialekt auch schon erkennen woher sie kamen: Deutschland.

 

"What do you want?"

Offensichtlich begierig auf ein fettes Trinkeld, sprintete einer der beiden Aushilfskellner zu den beiden Touristen. Ich lehnte mich genüsslich zurück und wartete, weil ich sonst nichts zu tun hatte, was jetzt kommt.

Bevor sie einen Blick in die Karte geworfen hatten, stand ihre Entscheidung offensichtlich schon fest, denn der Herr mit Digicam um den Hals packte den Kellner auf den Unterarm und meinte: „Junge, bring uns doch mal zwei Kännschen Kaaafe.“

Ein großes Fragezeichnen schwebte plötzlich in dem kleinen Kaffee. Der Kellner schaute recht ratlos und versuchte mit ein wenig Englisch auszukommen. „Pardon...What do you want?“

Jetzt schaute der Deutsche wieder recht ratlos zuerst den Kellner, dann seine Frau, schließlich wieder den Kellner und wieder seine Frau an.

Die lächelte nun und meinte (is wirklich passiert!!): Heinrisch das is wienerisch, die verstehn disch da ned. Du musst deutlisch reden.“ Zum Kellner meinte die Dame: „Entschuldigung wir sind zum ersten Mal in Wien.“ Der Kellner lächelte und nickte, auch der Deutsche und seine Frau lächelten. Also dann 2. Versuch.

 

Kaffeebestellung -die Zweite

Nun Heinrich drehte sich nun zum Kellner, deutete mit seinem rechten Arm eine Trinkbewegung an und meinte dazu in doppelter Lautstärke: „ICH---HÄTTE---GERNE---EINEN---KAAAAAAAAAFE!“  In diesem Moment musst ich mir schon wirklich auf die Zunge beißen um nicht meinen „Kaaafe“  vor lauter Lachen zu verschütten.

Und auf einmal ein Lichtblick. Der Junge aus Zagreb schien das Wort „Kaffee“ verstanden zu haben und nickte zufrieden. Nun ist halt das Problem, dass mit „Kaffee“ in einem Wiener Kaffeehaus noch gar nix klar is. Deshalb stellte sich der Kellner nun recht stolz hin und ratterte in gebrochenen Deutsch die Speisekarte herunter, also: „Verlängerter, Melange, Mocca, großer Mocca, kleiner Brauner, großer Brauner, usw.....“

Heinrich war enttäuscht, er verstand schon wieder nix. Seine Frau schien aber wieder die Situation zu durchblicken und meinte: „Neee....wir wollen nix essen. Wir wollen nen KAAAAFE!“  Der Kellner nickte und begann von neuem: „Verlängerter, Melange, Mocca, großer Mocca, kleiner Brauner, großer Brauner, usw.....“

„Jibts ja gar nisch!“ meinte Heinrich schon etwas lauter. „Nen KAAAAAFE, das kennt ihr doch hier in Österreich.“ Der Aushilfskellner nickte und begann wieder: „Verlängerter, Melange, Mocca...“

„Was isn ein Verlängerter?“ meinte der Heinrich. Seine Frau darauf: „Vielleicht ne lange Wurst oder so...?“

In diesem Moment musste ich mich hinter der Eiskarte verstecken und einfach drauf los lachen. Aber es ging tatsächlich noch weiter. Pass auf:

 

"Alles hat eine Ende, nur die Wurst...."

Heinrich war auf einmal ganz begeistert, er meinte irgendwie, dass er eh gelesen hätte, dass Wien berühmt für seine, wie er sagte „Wurstständchen“ sei und, dass er doch eine probieren wolle.

Also sagte er ganz zufrieden, dass er „gerne so ne Wurst hätte. Nen Verlängerten.“

Der Kroate nickte auch zufrieden und die Welt schien wieder in Ordnung. Außer für mich, denn ich hatte solche Bauchkrämpfe vor lauter Lachen, dass ich mich fast nicht mehr am Sessel halten konnte.

Also brachte der Kellner den Verlängerten und der Blick als Heinrich sah, dass der Kellner ihm einen Kaffee brachte war unbeschreiblich herrlich. Der Deutsche war stinksauer. „Ich lass mich doch nicht verarschen hier. Silke, wir gehen!!!!“ So standen sie auf. Der Kellner noch mit dem Verlängerten in der Hand, stand da und blickte den beiden hinterher, schüttelte den Kopf, murmelte irgendwas und nahm den „Kaafe“ ähm, also die „Wurst“, ähm na ja den „Verlängerten“ wieder mit. 

Kommentare

 

xD

best story ever

 

gibts in deutschland nur einfchen 'kaafe' oder was? haha

 

 

:D

 

sehr lustiger Blog! 

 

sehr lustige geschichte, das erinnert mich.ich hatte früher auch so meine bedenken mit verlängerter, kleiner brauner, großer brauner usw. . deswegen bestellte ich immer cappuccino

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