Street-Art: Gesprayter Jugendstil

24. November 2014

"French Cock" oder "Turtle Love" sind die Titel der Bilder des deutschen Graffiti-Künstlers Jeroo. In seiner Reihe "New Frontiers" trifft Art Nouveau auf Straßenkunst.

 

Pünktlich um 19.00 warten die Besucher auf die Eröffnung der Vernissage. Es ist kalt draußen und das Schaufenster ist mit braunem Papier verdeckt. Das Publikum ist jung, trägt Käppi und weite Hosen. Eine halbe Stunde später ist endlich Einlass – als Entschädigung ging das erste Getränk aufs Haus.

 

Japan und Art Nouveau

"French Cock" © Yasmin Szaraniec

Die Galerie "Rabbit Eye Movement" zeigt die Ausstellung "New Frontiers" von Jeroo. Der Stuttgarter Graffiti-Künstler Chris Ganter aka Jeroo sprüht seit der 12 ist. „Ich bin Autodidakt und habe mir alles selbst beigebracht“, antwortet er auf die Frage, ob er aus der Grafik kommt. Das Charakteristische an seinen auf Holzplatten gesprayten und bemalten Bildern sind die dreidimensionalen Kubi. Sie stehen im Gegensatz zu den Schwänen, Koi, Lilien und (psychodelischen) Pilzen in seinen Werken. In den ausgestellten Bildern begegnen sich jugendstilartige Leichtigkeit, japanische Einflüsse und eine breite Farbpalette. Sein größtes Vorbild sei der tschechische Jugendstil-Grafiker und Illustrator Alfons Mucha. Hier und da erkennt der Betrachter subtile Andeutungen anatomischer Formen, wie in "French Cock". Da wurden die Kubi durch runde Formen ersetzt, die einer Leber oder einem Herzen ähneln – ohne dabei abstoßend zu wirken.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Großmut zum Schnäppchenpreis

Jedes seiner Tiere trägt einen Heiligenschein. Ob er religiös ist? „Nein,“ antwortet Chris mit einem Grinsen. „Es kommt aus dem Graffiti-Tag, also der Unterschrift des Künstlers – sie ist immer mit einem Ring versehen und steht für etwas Erhabenes.“ Ob nun der Künstler sich selbst als hochmütig erklärt oder nur seine Bilder Ehrfurcht gebieten sollen, überlässt man am besten seiner eigenen Interpretation. Für rund €2000 kann man sich einen eigenen Jeroo mit nach Hause nehmen. Wer nicht so tief in die Tasche greifen will, kann sich eine gedruckte Kopie um rund €130 zulegen.

 

 

 

Die Ausstellung "New Frontiers" von Jeroo läuft vom 22. November 2014 bis 19. Dezember 2014 in der Galerie "Rabbit Eye Movement". Fotos von der Ausstellungseröffnung gibt's hier.

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