Die Probleme eines (über) Dreißigjährigen

31. Januar 2017

Ich habe schon mal darüber geschrieben, wie es ist, wenn man dreißig Jahre alt wird. Ich bin heuer 31 geworden und manche der Probleme, die ich schon damals beschrieben habe, sind auch heute noch aktuell. 

 

 

Wenn man dreißig ist, gehen einem verschiedene Gedanken durch den Kopf. Man hat das Gefühl, dass jede Entscheidung ein viel größeres Gewicht hat als in den 20ern. Irgendwie stimmt das auch. Ich sehe die Zeit nach dreißig als eine Zeit, in der viele wichtige Entscheidungen getroffen werden müssen. Wir denken über Familie nach, viele von uns sind schon länger in  Beziehungen und es wird von uns erwartet, dass wir “den nächsten Schritt wagen”. Man erwartet von uns, dass wir Kinder haben, einen “richtigen” Job finden, Kredite für  eine eigene Wohnung aufnehmen. Es gibt Dinge, die von einem sozial erwartet werden, wenn man die magische Grenze von 30 erreicht hat. 

Jede Abweichung von diesen Normen wird als seltsam angesehen und es gibt ganz wenige, die diese andere Lebensweise verstehen. 

 

Ich zähle zu den Menschen, die über dreißig sind und daran glauben, dass man nicht unbedingt all diese Dinge tun muss, nur weil man das Alter erreicht hat. Ich habe nichts gegen Leute, die es tun und entschieden haben, den klassischen Lifestyle zu leben. Ich kenne sehr viele, die mit dem “normalen” Leben zufrieden sind und es auf diese Weise weiterhin tun wollen. Im Folgenden ein paar Dinge, die mir, einem Mann über 30, auf die Nerven gehen. 

 

 

Die Beziehung 

 

Nein, meine Beziehung geht mir nicht auf die Nerven. Meine Freundin und ich sind schon seit über vier Jahren zusammen und sind sehr glücklich. Wir haben schon öfter über Heiraten und Kinder gesprochen und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir beide eigentlich keine Fans vom Heiraten sind. Sei es, weil wir es nie wirklich als wichtig empfunden haben oder weil wir es derzeit noch nicht wollen. Wir glauben fest daran, dass man eine glückliche Beziehung haben kann, ohne geheiratet zu haben. Eine Hochzeit wird natürlich nicht ausgeschlossen, geplant wird sie aber auch nicht. Kinder sind zwar ein Thema, werden aber aus ein paar Gründen noch hinausgeschoben. 

 

Diese Einstellung scheinen ganz wenige zu verstehen. Die Frage, die ich übrigens als sehr persönlich empfinde, wann ich endlich meiner Freundin einen Heiratsantrag machen werde, wird mir für meinen Geschmack viel zu oft und von viel zu vielen Menschen gestellt. Ich finde auch nicht, dass jeder die Frage stellen soll, ob man Kinder plant. Ich verstehe schon, dass dies, gesellschaftlich gesehen, der natürliche Lauf der Dinge ist und dass wir gerade in dem Alter sind, in dem es passieren “sollte”. Ich finde es auch nicht wirklich schlimm, wenn es mich meine Freunde oder meine Familie fragen. Ich kann es aber nicht wirklich leiden, wenn mir diese Frage von Menschen gestellt wird, mit denen ich nicht wirklich viel zu tun habe. Ob und wann ICH heiraten und Kinder haben will ist NONE OF YOUR BUSINESS, STRANGER!

 

Der Job

 

Die Art und Weise, wie ich mein Geld verdiene ist der volle Gegensatz davon, was man sich unter dem Begriff  “anständiger Job eines Menschen in seinen 30ern” vorstellen würde. Keine Anstellung, selbständig und mit ein paar Einkommensquellen. Trotzdem genieße ich es, dass ich keinen ‘nine-to-five’ Job habe. Wie kitschig es auch immer klingen mag, ich mache Jobs, die mir Spaß machen und die mich jeden Tag mit neuen Dingen überraschen.  Ich mag es, dass ich mich auf diese Art und Weise weiterentwickeln kann, und, dass ich selbst bestimmen kann, wann, wie und was ich arbeite. Natürlich ist das nicht immer so, ich wage aber trotzdem zu behaupten, dass ich mehr Freiheit in meinem Job habe als die meisten meiner gleichaltrigen Freunde. Meine Arbeitsweise wird oft kritisiert oder von vielen einfach nur nicht verstanden. Weil sie anders und nicht normenkonform ist. Ja, man kann auch anders arbeiten und nein, das heisst nicht, dass ich ein unverantwortlicher Mensch bin. Ich finde nicht, dass mein Job von jedem gemocht werden muss. Ich finde aber, dass er von jedem respektiert werden soll. Das Alter hat damit nix zu tun. Punkt. 

 

Die Pension

 

Die Pension ist ein großes Thema, vor allem in Österreich, da man hierzulande in einem System lebt, in dem ein Großteil des Einkommens abgegeben werden muss - damit man später mal gesichert ist. An und für sich ist das ein tolles System und ein guter Gedanke. Ich denke natürlich auch daran, da mir bewusst ist, dass ich eines Tages alt werde und diese Absicherung nötig sein wird. Ich finde aber, dass viel zu viele junge Menschen in Österreich sich zu viele Gedanken darüber machen. Ist das, weil man irgendwie versucht, diese große Menge vom Geld zu rechtfertigen, die man abgeben muss? Damit man ja eines Tages, wenn man alt ist, all die schönen Dinge machen kann. Mein Ziel hier ist nicht das Pensionssystem zu kritisieren, sondern einfach nur mal die Idee in den Raum zu werfen. Einfach nur, weil ich es interessant finde, dass so viele Menschen in meinem Alter so sehr damit beschäftigt sind, was passiert, wenn sie mal alt sind. Ich bin der Meinung, dass man das Hier und Jetzt mehr genießen sollte. Und nein, ich bin kein Hippie. Ich glaube aber, dass es alternative Wege gibt, die man einschlagen kann. Viele über dreißig kriegen die Panik und verwerfen ihre Pläne, nur weil sie mal in fünfunddreißig Jahren glücklich werden wollen. Ist das vielleicht, weil sie glauben, dass es anders nicht geht? Ist das der Grun,d warum alles, was anders ist, so gerne kritisiert wird?

 

Keine Panik

 

In seinen 30ern zu sein muss nicht heissen, dass man all die Dinge machen muss, die von einem erwartet werden. Es ist alles eine Frage von Entscheidungen, die man trifft. Ich finde, dass, solange diese Wahl bewusst getroffen wurde und es dahinter einen ungefähren Plan gibt, man seinen Lifestyle so gestalten kann, wie man es nur will. Im Endeffekt zählt nicht, was andere über uns denken und sagen. Es ist wichtig, dass man mit seinen Entscheidungen glücklich ist. Das soll aber natürlich auch nicht heissen, dass man komplett sinnlose Dinge machen und auf keine anderen Menschen hören soll. Immer mehr kommt es mir vor, dass es im Leben “einfach nur” darum geht, die richtige Balance zu finden und zwar in allem, was man tut.

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