"Sie will es ja!"

18. August 2015

Ich fühle mich unwohl im Bikini. Nicht, weil ich meine Figur nicht mag, oder mein Bikini schlecht sitzt. Ich fühle mich unwohl, weil manche Männer meine Grenzen ignorieren. Wenn ich ins Schwimmbad gehe, und das kommt mittlerweile immer seltener vor dank besagten Typen, dann um zu schwimmen. Ich schaue mich nicht herum, ich bin nicht auf der Suche nach Bestätigung, ich will einfach nur meine Bahnen ziehen. Ich frage mich, in welchem meiner Schritte ich dabei andeute, dass ich angesprochen werden will? Ist eine Frau in Bikini automatisch Freiwild? Sogar wenn ich mit meiner 14-Jährigen Schwester ins Schwimmbad gehe, kommen dumme Sprüche von fremden Männern: „Ganz schön heiß....das Wetter“, „Zieh doch auch noch den Rest aus!“, „Soll ich dich ins Wasser schubsen?“ – gepaart mit penetrant musternden Blicken versauen sie mir damit den Schwimmbadbesuch.  Wenn mir auf der Straße jemand derartige Sprüche hinterherruft, ist mir das egal, ich ignoriere sie oder kontere – je nach Laune. Aber im Schwimmbad, so halbnackt, fühle ich mich einfach entblößt. Ist halt nicht derselbe Effekt, wenn du im Bikini stehenbleibst und ihnen die Leviten liest, während sie so deinen Körper noch besser studieren können. Es wirkt auf mich so, als ob ich in dem Moment, indem ich meine Kleidung ablege und nur noch im Bikini dastehe, jegliches Recht auf Diskretion verliere.

Bikini ist kein Signal

Die Typen geben sich ja nicht einmal mehr die Mühe, unauffällig zu gaffen. Nach dem Motto: „Sie will es ja, sonst würde sie nicht so herumlaufen.“ Aber wir sind im Schwimmbad, verdammt, was soll ich denn dort anderes anziehen? Es ist schon soweit gekommen, dass ich mir unsicher war, diesen Blog überhaupt zu schreiben, was wenn die Typen jetzt meinen, ich möchte hiermit nur Aufmerksamkeit erregen und zeigen, wie gut ich aussehe (ja, alles schon einmal gehört, zum Beispiel als Reaktion auf meine Casanova Code-Story). Bevor ich diese Zeilen verfasst habe, habe ich also noch mit einigen Frauen über dieses Thema gesprochen um sicherzugehen, dass ich nicht die einzige bin, die es nicht mag, im Schwimmbad angemacht zu werden. Und siehe da, ihnen geht es genauso. Alle Frauen waren derselben Meinung: Es kann es ja wirklich nicht sein, dass uns unwohl dabei ist, als erwachsene Frauen, alleine ins Schwimmbad in Wien zu gehen? Deshalb ein Aufruf: Auch im Schwimmbad gilt, bevor man jemanden anmacht, sollte man zuerst auf Signale achten, ist das Gegenüber interessiert? Blickkontakt? Lächeln? Aber liebe Männer, dass wir Bikinis anhaben, reicht ganz bestimmt nicht als Signal. 

 

 

 

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